Schach, nicht matt

Besucherzahlen gesteigert, Zuschuss erhöht, Altschulden konstant: Museum für Kunst und Gewerbe klagt leise

Hätte es den Schümann-Anbau nie gegeben, die Probleme des Museums für Kunst und Gewerbe wären gelöst; existierte die Galerie der Gegenwart nicht, jene der Kunsthalle. Doch im Abriss von Ausstellungsarealen kann die Entschuldungslösung für die Hamburger Museen nicht liegen. Die Folge: ein Defizit von 1,8 Millionen Euro, das etwa das Museum für Kunst und Gewerbe seit der Eröffnung des Schümann-Baus 1999 vor sich herschiebt.

Ein Betrag, der nicht weiter wachsen wird: Um 300.000 Euro, dies deckt knapp die Betriebskosten des Anbaus, wird ab 2005 der öffentliche Zuschuss auf 3,5 Millionen Euro erhöht. „Über die Abtragung der Altschulden wird noch zu reden sein“, betonte Helmut Sander, Geschäftsführer des Museums für Kunst und Gewerbe, bei der gestrigen Präsentation der Jahresbilanz.

Unabhängig davon hat das Haus seine Besucherzahlen 2004 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent steigern können: 242.067 Personen wurden 2004 gezählt. Ein Erfolg, den Museumsdirektor Wilhelm Hornbostel auch darauf zurückführt, „dass wir nur Ausstellungen anbieten, bei denen absehbar ist, dass sie ihre Kosten wieder einspielen“. Trotzdem werde eine weitere Reduktion der Ausstellungstätigkeit nötig sein, „und manche ,Knüller‘, die sich die Senatorin wünscht, sind schlicht nicht zu finanzieren“, so Sander.

Doch allzu laut wehklagten beide Chefs gestern nicht, sollen doch der mit Sponsorengeld finanzierte Umbau der Porzellanabteilung sowie die Verlegung des Verwaltungstrakts bereits im Herbst vollendet ein. Danach sollen Innenhof und Eingangsbereich umgestaltet werden. Aus öffentlichen Geldern – jenem 45 Millionen schweren Museen-Sanierungsprogramm, aus dem acht dem Museum für Kunst und Gewerbe zustehen – sollen dagegen der Brandschutz modernisiert und Deckenbalken erneuert werden. Die 2005 unter anderem Ausstellungen wie „Parfum“, eine Historie des Schachs und eine 50er-Jahre-Schau beschirmen werden. Letztere ist Ergebnis intensiver Marketing-Recherchen. Sie haben besonders unter Jugendlichen ein starkes Interesse an Design, Fotos und Grafik des 20. und 21. Jahrhunderts ergeben. Petra Schellen