Die Quote wird nie überflüssig

Die Grünen sind ein einzigartiges Freiluftexperiment in der deutschen Geschichte. Mit ihrer strengen Quote lieferten sie erstmals eine empirische Antwort auf die bis dahin spekulative Frage, ob Frauen eine andere und vielleicht gar bessere Politik zustande bringen. Die Ergebnisse sind ernüchternd, aber nicht erschütternd.

1. Auch unter optimalen Bedingungen scheint es Frauen nicht gegeben zu sein, Seilschaften zu bilden und ihre eigene Macht auszubauen. Dabei existierten durchaus Ansätze: In der ersten grünen Bundestagsfraktion gab es ein „Feminat“ – sämtliche Führungspositionen waren weiblich besetzt –, und auch die Hamburger GAL schickte einmal eine reine Frauenriege in die Bürgerschaft. Doch diese Ansätze blieben Ausnahmen, scheiterten an internen Querelen.

2. Stattdessen dominieren auch bei den Grünen weiterhin die Männer. Wenn es ernst wird, verhandelt Joschka Fischer allein mit dem Kanzler. Schnell endeten auch die zaghaften Versuche der Frauen, eine zweite grüne Ministerin durchzusetzen.

3. Die Quote wird daher nie überflüssig werden. Sie verhindert zwar nicht die männlichen Kungelrunden – aber sie zwingt die Männer, gute Frauen aufzubauen, damit die eigene Seilschaft erfolgreich sein kann. Wie oft schon hat sich Joschka Fischer stöhnend auf die Suche nach einer fähigen Kandidatin gemacht. Er wurde nur selten enttäuscht. ULRIKE HERRMANN

Ulrike Herrmann ist genau 16 Jahre älter als die Grünen und war Pressesprecherin von Krista Sager, als diese noch Gleichstellungsbeauftragte in Hamburg war