WAS MACHT EIGENTLICH ...Christoph Schlingensief?
: Peymanns Puff anmachen

So ein bisschen hat sich Christoph Schlingensief doch vom Habitus der Großkopferten, die er eigentlich zu verachten vorgibt, abgeguckt. Vielleicht liegt es an der Megaerfahrung, auf dem „Hügel“ 2004 Wagner inszeniert zu haben, oder daran, als neuer Intendant für das Deutsche Theater (DT) gehandelt zu werden. Okay, nicht mehr „Scheitern als Chance“, sondern der Erfolg im Wahnsinn, so sieht sich Schlingensief derzeit.

Darum ist es quasi verständlich, dass der Bühnen-Provo gestern großkopfertenmäßig kurz vor seinem Abflug ans Wiener Burgtheater wie Direktor XY – also „nach-Diktat-verreist-artig“ – neueste Weisheiten über die Berliner Theaterwelt verbreiten ließ. Daran können sich jetzt die Stadt und die üblichen Verdächtigen (ÜVs) die Zähne ausbeißen. Zu den ÜVs zählt wie immer Claus Peymann, Direktor am Berliner Ensemble. Laut „Schlinge“ geht’s bei Peymanns zu wie im Puff. Das BE „ist das Gebildetenbordell für Berlin-Touristen“. Jeden Tag ramme Peymann dort seine „dritten Reißzähne ein“. Was nicht nett gemeint ist.

Auch das DT ist ein ÜV und nach Meinung Schlinges noch brutaler. Wohl, weil er für dessen Intendanz „nur“ ins Gespräch gebracht worden war, sieht der Theatermacher das DT als „Darkroom für die ganz versauten Bürgerspiele“. Zu seinen möglichen Plänen am DT meinte der Regie-Irre, man müsse das Theater „vom Dünkel der geschlossenen Anstalt befreien“. Das Gerede, Theater müsse ein Ort der Experimente sein, „muss ernst genommen werden“. Jawoll, Gerede-Schlinge. ROLA FOTO: AP