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: Ins Herz der Finsternis

Moralisch hat die Rallye Paris – Dakar einen miesen Ruf. Schade eigentlich

Aus linker Perspektive kann man an der Rallye Paris – Dakar guten Gewissens kaum ein gutes Haar lassen. Die alljährliche Rundfahrt durch die ehemaligen französischen Kolonien in Afrika gilt als zynisch gegenüber den armen Eingeborenen und feindlich gegenüber der armen Umwelt.

Für Konzerne wie Toyota, VW oder Yamaha sind die schwierigen Bedingungen vor Ort lediglich ein ideales Terrain, neue Federbeine oder Motoren zu testen. Für Teilnehmer und medial zugeschaltete Zuschauer gerinnt die Topografie zum romantischen Tableau, vor dem ein in jeder Hinsicht verschwenderischer Kampf gegen die Natur (und gegen die Uhr) ausgetragen wird. Der „Rennzirkus“ der Formel 1 führt im Kreis herum, die Rallye Paris – Dakar aber ins Herz der Finsternis. Im größten Sandkasten der Welt führt der Wohlstand seine Neurosen aus, die Armut steht zerlumpt im Weg herum und staunt.

Neben Reiten und Segeln aber ist die Rallye eine der seltenen Sportarten, in denen die Geschlechter in direkten Wettbewerb treten – und mit Jutta Kleinschmidt regelmäßig eine deutsche (!) Frau (!!) den Männern Paroli bietet. Egal. Die moralische Fragwürdigkeit des Ganzen dementiert die sportliche Leistung der Einzelnen. Dreist wie kein anderer überquert dieser Sport die Grenzen des guten Geschmacks. Mit bisher insgesamt 45 tödlich verunglückten Teilnehmern entrichtet er aber auch den Zoll, der für diese Idiotie fällig wird.

Ist doch fair, oder? FRA