Köln hat Zeit beim Wiederaufbau

Die Stadt lässt sich Zeit mit der Entscheidung, welchen Opfern der Flutkatastrophe geholfen wird. Ist das aber klar, kann alles sehr schnell gehen. „Die Wirtschaft wartet nur auf ein Startsignal“, heißt es

Von JÜRGEN SCHÖN

„Köln hilft beim Aufbau von...“ So könnte der Slogan lauten, mit dem in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Kölner für die Seebebenopfer in den Ländern am Indischen Ozean geweckt werden soll. Welche Ortsangabe dann anstelle der Pünktchen stehen wird, das werden Vertreter der Stadt und der großen in Köln ansässigen Hilfsorganisationen am Dienstag beraten.

Andere Städte haben sich nach der Idee von Bundeskanzler Schröder schon einen Partner oder einen Paten ausgesucht. Bonn arbeitet mit der Welthungerhilfe in Südindien zusammen. Bielefeld konzentriert sich auf eine Tamilengemeinde in Sri Lanka, zu der schon langjährige Verbindungen bestehen. „Solche schnellen Entscheidungen machen sich medial gut“, meint Frieder Wolf spitz. Der Leiter des beim OB angesiedelten Büros für internationale Angelegenheiten setzt lieber auf eine gründliche und „seriöse“ Vorbereitung im Verbund: „Wir helfen nicht im Alleingang.“ Deshalb habe man auch die Koordinierungsgespräche diese Woche im Außenministerium und im Düsseldorfer Umweltministerium abgewartet.

„Arbeitersamariterbund, Malteserhilfsdienst, Kap Anamur oder Unicef arbeiten ja schon im Katastrophengebiet, sie wissen, wo jetzt Hilfe nötig ist“, gibt Wolf die Richtung vor. Zur Wahl werden aller Wahrscheinlichkeit nach Indonesien und Sri Lanka stehen. Erst wenn die Entscheidung gefallen ist, will man sich mit den Kölner Organisationen zusammensetzen, die schon für entsprechende Projekte dort sammeln. Dabei will Köln auch mit Frankfurt am Main zusammenarbeiten, als diesjährige Partnerstadt von Unicef die Nachfolgerin von Köln. Die Stadt soll in das langfristige Wiederaufbauprojekt vor allem ihre Kompetenzen einbringen. So kann sich Wolf vorstellen, dass die Kölner Erfahrungen beim Hochwasserschutz und der Sensibilisierung der Bevölkerung für diese Gefahr in ein Tsunami-Warnsystem einfließen. Die Hafengesellschaft könnte Schienennetze wieder herstellen, die GEW Energienetze aufbauen. Das Geld dafür, ist Wolf überzeugt, werden die Bürger spenden, „und auch die Wirtschaft wartet nur auf ein Startsignal“.

Das Kölner Hilfsprojekt „Seebeben“ ist auf drei Jahre angelegt. Wolf sieht die Herausforderung darin, die spontane Spendenflut in einen nachhaltigen Spendenfluss umzuwandeln. Erfahrung darin hat er: Die Hilfsaktion für Nicaragua nach den Zerstörungen des Hurrikans Mitch im Jahr 1998 wird gerade erst abgeschlossen. Hier arbeitet Köln mit Bremen und Rotterdam zusammen.

Sollte die Stadt demnächst eigene Benefizaktionen veranstalten, kann sie auf die Arbeit der „Koordinationsstelle“ in der OB-Stabsstelle Events zurückgreifen. Diese wurde in der ersten Januarwoche eingerichtet und ist Anlaufstelle für alle, die „irgendwie“ helfen wollen.

„Hier liegen schon zahlreiche Angebote von Künstlern für einen Auftritt vor“, sagt Andrea Roßbach von der Koordinationsstelle. Auch andere Spendenideen gebe es. „Ein Kindergarten will zum Beispiel einen Kuchenbasar organisieren. Er wartet nur auf unser Startzeichen.“ Die Menschen wollten eben nicht „irgendwie“ spenden, sondern für „etwas Konkretes“, so Roßbach. Kölns Karnevalisten wurden bei der Koordinationsstelle fündig, als sie einen Schirmherrn für eine Benefizsitzung suchten. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma übernahm den Ehrenjob.

Für konkrete Projekte sammeln in Köln unterdes schon die Deutsch-Indonesische Gesellschaft, die „Freunde Sri Lankas“ oder die Emmaus-Gemeinschaft, die seit Jahren mit Südindien zusammenarbeitet.