Wortkarge Gratulanten

Beim 60. Geburtstag von IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt wird deutlich, dass der Streit mit den Genossen von der IG Metall noch lange nicht beigelegt ist. Dafür grüßt der Kanzler umso herzlicher

Von Kai Schöneberg

„Gerne hätte ich den auch mal eingekauft“, machte der Kanzler an diesem 60. Geburtstag den „lieben Hubertus“ einmal mehr vor der Schar von 750 Gewerkschafts-Granden, Bundesministern und sonstigen Großgratulanten ministrabel. Hubertus Schmoldt, der Lieblings-Gewerkschafter, habe den Kanzler aber „mit seiner Freundschaftlichkeit bei vielen nächtlichen Gesprächen davon abgebracht“.

Zwei von Schmoldts Kollegen hätten sich wohl am liebsten unbemerkt in die Zentrale der IG Bergbau, Chemie und Energie in Hannover vorbeigeschummelt: IG Metall-Chef Jürgen Peters und sein Vize Berthold Huber marschierten schnurstracks mit einem grünen Geschenkpaket an Journalisten vorbei, die etwas zum Zerwürfnis zwischen Metallern und IG BCE wissen wollten. Peters: „Ich bin nur zum Geburtstag hier“. Schmoldt, sonst eher nachdenklich auftretend, scheut sich eben nicht, Positionen, die die Gewerkschaftler wie heilige Kühe hegen, unter dem Druck miserabler Wirtschaftsdaten in Frage zu stellen.

Und so hatte der Chef der 770.000 Mitglieder starken IG BCE im schönsten Hartz IV-Sommer den Familienkollegen in einem öffentlichen Brief vorgeworfen, eine gewerkschaftliche Strategie, „die vor allem auf Verweigerung und Blockieren setzt, ist zum Scheitern verurteilt“. Zudem sei „offensichtlich, dass auch zwischen und innerhalb der Gewerkschaften keineswegs Einigkeit herrscht.“ Peters münzte das Schreiben auf sich, DGB-Chef Michael Sommer und den Verdi-Vorsitzenden Frank Bsirske und ätzte, natürlich per Zeitung, zurück: Schmoldts Brief habe er „persönlich anmaßend und unkollegial“ gefunden. Es sei „äußerst ärgerlich, dass auch Ihr das Klischee transportiert, die Gewerkschaften würden sich sinnvollen Reformen verweigern“. Handtuch zerissen. Zwei Gewerkschaftskulturen waren aufeinander geprallt, die nicht nur in den Persönlichkeiten der Bosse wurzeln: die als Betonköpfe aus der Metallindustrie Verschrienen beißen sich oft die Zähne am Realisten Schmoldt aus. Zuletzt, als er die Genossen mit seinen Vorstößen zum Flächentarif vergräzte. „Pragmatiker“, meinte der Kanzler gen Geburtstagskind – „und manche meinen das abwertend“. Dabei stünden hinter Schmoldts Pragmatismus „Werte“.

Auch der gelernte Maschinenschlosser, seit 35 Jahren Gewerkschaftsfunktionär, sprach den Konflikt sachte an: Klar sei, dass „wir innerhalb der DGB-Familie diskutieren“. Nur „von grundsätzlicher Auseinandersetzung“ könne „keine Rede sein“. Noch vor vier Wochen hatte Schmoldt es nach einem Treffen mit Peters etwas deutlicher gesagt: „Wir konnten Missverständnisse ausräumen, aber der DGB ist nun mal keine Liebesveranstaltung“.