Frieren gegen den höheren Gaspreis

Der Widerstand gegen die steigenden Energiekosten zieht immer weitere Kreise. Zehntausende behalten Aufschläge ein. Bundeskartellamt hat Verfahren gegen fünf Versorger eingeleitet. Haus & Grund schlägt vor, die Heizung abzudrehen

VON GERNOT KNÖDLER

Ausgerechnet an diesem Wochenende. Erstmals in diesem Jahr soll es der Jahreszeit entsprechend winterlich kalt werden. Und dennoch hat die Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund seine 800.000 Mitglieder aufgefordert, an diesem Sonntag ihre Heizungen herunterzudrehen. „Schon die Senkung der Raumtemperatur um ein Grad Celsius bringt eine Energieeinsparung von sechs Prozent und für die Gasversorger entsprechende Umsatzverluste“, sagt Haus-&-Grund-Generalsekretär Andreas Stückeüber.

Die Aktion ist ein weiterer Baustein in dem wachsenden Protest gegen die massive Erhöhung der Gaspreise. Angestoßen wurde diese vom Bund der Energieverbraucher (BDE) im vergangenen Herbst. Zuerst zogen einige Verbraucher-Zentralen nach, dann der Deutsche Mieterbund (DMB). In Paderborn und Hamburg haben sich Bürgerinitiativen gegründet. Die Musterbriefe der Verbraucherschutz-Organisationen, mit denen erhöhte Abschlagszahlungen verweigert werden können, wurden zu Zehntausenden aus dem Internet geladen. Von November bis Januar verzeichnete allein der BDE 126.000 Downloads.

Die Verbraucherschützer werfen den Gasversorgern vor, sie nutzten ihre Stellung als Gebietsmonopolisten, um an der Preisschraube zu drehen. Statt Aufschlägen von 7 bis 14 Prozent wären im vergangenen Oktober allenfalls 2 Prozent gerechtfertigt gewesen. Der BDE befürchtet für den kommenden April eine weitere Preiserhöhung um bis zu 15 Prozent.

Die Versorger rechtfertigen die Erhöhungen mit den langfristigen Verträgen, die sie mit ihren Lieferanten im Ausland geschlossen haben. Darin ist der Gaspreise an den für Öl gekoppelt. Weil der Markt für Erdöl besser funktioniere als der für Gas, ließen sich damit extreme Preisausschläge vermeiden.

Nach Ansicht des BDE dagegen hat es die Koppelung ermöglicht, ungerechtfertigte Preissteigerungen zu verschleiern. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegten, dass die Gaspreise für Haushalte zwischen 1992 und 2003 doppelt so stark gestiegen sind wie die Importpreise.

Das Bundeskartellamt sieht das ähnlich. „Eines der Haupthindernisse einer wirksamen Liberalisierung im Gasbereich ist die Vielzahl langfristiger Gaslieferverträge, die einen Großteil des Marktes dem Wettbewerb verschließt“, heißt es in einem Diskussionspapier des Amtes. Gegen fünf der teuersten Gasversorger hat Kartellamtspräsident Ulf Böge ein Verfahren eröffnet.

Wer die von den Versorgern verlangten Aufschläge verweigert, müsse keine Sorge haben, dass das Gas abgedreht werde, behaupten der BDE, die Verbraucherzentralen und der Mieterbund. Die Versorger würden aber gezwungen, die ausstehenden Beträge einzuklagen und dabei ihre Kalkulation offen zu legen. „Ich würde mich freuen, wenn man mich verklagen würde“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. „Dann würden wir das ausfechten.“