Palast schimmert grau

Eishockey-Erstligist Krefeld veliert den Anschluss an die Play-Offs. Auch der Königpalast sorgt kaum für Glanz

„Es war schon wieder ein Spiel, das wir hätten gewinnen können, gewinnen müssen“

KREFELD taz ■ Noch immer sind die Wände grau im Krefelder Königpalast. Die Gänge und das Treppenhaus der neuen Halle haben viel von einem Hochsicherheits-Trakt – und wenig von einer Eishockey-Arena. Das werde sich ändern, versichern die Krefelder Palastherren. Bald werde ganz viel Farbe an die Wände kommen, heißt es. Irgendwie scheint die Farbgestaltung Programm zu sein. Seit einem Monat wird in der Halle an der Westparkstraße nun Eishockey gespielt, und eher grau ist auch die sportliche Bilanz. Vom erhofften Aufbruch in erfolgreiche Eishockey-Zeiten ist wenig zu spüren. Drei Siege stehen drei Niederlagen gegenüber. Nur einmal, beim 2:4 gegen die Kölner Haie am 26. Dezember, war die Arena mit 8.188 Zuschauern ausverkauft.

Besonders ärgerlich war die 1:2-Niederlage des Tabellen-Achten KEV gegen den Siebten Hamburg Freezers, einen direkten Konkurrenten im Kampf um einen der acht Playoff-Plätze. Gut 5.000 Zuschauer sahen eine mediokre Begegnung, die die Hamburger dank ihres starken Torwarts Boris Rousson und ihrer abgeklärten Spielweise gewannen. „Es war wirklich schade“, meint KEV-Verteidiger Shane Wright. „Die Punkte wären so wichtig gewesen.“ Wright bereitete das Tor der Krefelder mit einem Schlagschuss vor. „Es war schon wieder so ein Spiel, das wir hätten gewinnen können, gewinnen müssen“, findet er. „Wir wollen unbedingt in die Playoffs.“ Im vergangenen Jahr fand die DEL-Endrunde ohne die Pinguine statt – nur den zehnten Platz belegte der Sensations-Meister von 2003 damals nach der Vorrunde. In diesem Jahr ist noch alles möglich. Vor dem Sonntagspiel in Kassel (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) betrug der Vorsprung des KEV auf Platz neun immerhin noch vier Punkte.

Schön für Krefeld ist auch: Es gibt Spieler, die sich trotz aller Widrigkeiten hundertprozentig mit dem Klub identifizieren. Wie Nationaltorwart Robert Müller, der unlängst ein Angebot des achtmaligen Meisters Kölner Haie ablehnte. Oder Shane Wright. Schon von 1999 bis 2001 spielte der Defender für den KEV. Nach einem zweijährigen Gastspiel bei den Kassel Huskies kehrte er zu den Pinguinen zurück. Seine Frau kommt aus Krefeld. „Ich mag die Stadt und den Klub ganz einfach“, sagt er. Seine Zuneigung schlägt sich offenbar in der Leistung nieder. Wright gehört in dieser Saison meist zu den besten KEV-Spielern, setzt auch in der Offensive immer mehr Akzente. Im vergangenen Herbst nahm der Kanadier die deutsche Staatsbürgerschaft an. Danach ging es ganz schnell. Schon im November nominierte ihn Bundestrainer Greg Poss für das deutsche Nationalteam. „Es war eine große Ehre und Überraschung“, sagt der in Ontario geborene Spieler.

Am 9. Februar bestreitet die Nationalmannschaft im Krefelder Königpalast ein Testspiel gegen das Team Kanada. Vermutlich wird der 29- jährige Jungnationalspieler aus Krefeld dabei sein. „Ich hoffe es natürlich, aber das muss der Bundestrainer bescheiden“, sagt Wright. Vermutlich wird der Königpalast dann zum zweiten Mal ausverkauft sein, die Wände bleiben grau.

CHRISTIANE MITATSELIS