Wahlalternative glaubt Pfarrer

Jürgen Klute ist Spitzenkandidat der linken Wahlalternative für die NRW-Landtagswahl. Sozialpfarrer gewinnt enge Kampfabstimmung gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Hans Wallow

AUS DORTMUNDMARTIN TEIGELER

Ein Sozialpfarrer soll die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) in den NRW-Landtag führen. Der 52-jährige Jürgen Klute aus Herne setzte sich am Samstag im zweiten Wahlgang gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Hans Wallow durch. Klute erhielt bei der Kampfabstimmung in Dortmund 75 Stimmen, für Wallow votierten 59 Delegierte. Bis zur Landtagswahl will Klute den Unmut über die Arbeitsmarktreformen in Stimmen umwandeln. „Das Potenzial, die 5-Prozent-Hürde zu schaffen, ist vorhanden“, so der Spitzenkandidat nach der Wahl zur taz.

Die Versammlung war geprägt von Geschäftsordnungsdebatten und Streitigkeiten. Mehrere Regionalsprecher kritisierten den Landesvorstand, weil das Führungsgremium entgegen vorheriger Absprachen einen Reservelisten-Vorschlag mit 25 Namen beschlossen hatte. Dies sei eine Bevormundung der Basis, so die Kritik. Zudem gab es Ärger um eine Gruppe Bochumer Opelaner, die an der Konferenz teilnehmen wollten. Die Gruppe wurde von der Veranstaltung ausgeschlossen. Die Opelaner hatten die WASG im Dezember verlassen, weil die Gründung einer Betriebsgruppe nicht zustande gekommen war.

In seiner Vorstellungsrede kritisierte Klute die Hartz IV-Reform und warb „für eine neue Verteilung von Arbeit und Einkommen“. Im Wahlkampf wolle er für Modelle zur „existenzsichernden Arbeit“ werben. Gegenkandidat Wallow präsentierte sich als erfahrener Wahlkämpfer. Die WASG müsse sich um die „Betroffenen“ der Reform kümmern: „Ihr seid nicht allein.“

Nachdem im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten eine Mehrheit erzielte, traten bei der Auszählung im zweiten Anlauf Komplikationen auf. Zunächst verbreitete sich die Nachricht, Wallow habe gewonnen. „Man sagte mir, ich hätte 78 Stimmen bekommen“, so Wallow. Dann hieß es, Wahlzettel seien vertauscht worden und ein neues Ergebnis wurde ermittelt. Als Klute zum Sieger erklärt wurde, gab es Streit. „Aber der Haufen mit Wallow-Zetteln war doch viel höher“, sagte ein Delegierter. „Ich lasse mich nicht als Wahlbetrügerin beschimpfen“, antwortete ein Mitglied der Zählkommission. Verlierer Wallow gratulierte seinem Gegner. Er wolle auch weiterhin bei der WASG mitarbeiten. Die Veranstaltung endete nach 12 Stunden um 22 Uhr abends und wird kommende Woche in Düsseldorf fortgesetzt.