NRW-Pop bald aus Berlin

US-Konzern Viakom entscheidet über Umzug von Viva

Die Kölner Medienwelt liegt jetzt in US-amerikanischer Hand: Am Freitagabend besiegelten die AktionärInnen der Viva Media AG eine engen Anbindung an den US-Konzern Viacom. Nach zehnstündigem Verhandlungsmarathon wurde der so genannte Beherrschungsvertrag zwischen Viva und der MTV-Mutter Viacom sowie eine Zwangsabfindung abgestimmt. Bereits vor der Hauptversammlung hielt Viacom fast 98 Prozent der Anteile. Die restlichen zwei Prozent sollen gegen eine Barabfindung von 12,65 Euro pro Aktie an Viacom übergehen.

Viacom hat sich auch die Entscheidungshoheit über einen möglichen Umzug des Senders nach Berlin erkauft: Die amerikanische Mega-Firma übernimmt die Schulden des Pop-Senders, die mittlerweile auf rund zehn Millionen Euro angestiegen sind. Der mögliche Umzug träfe NRWs Medienlandschaft hart: Im vergangenen Jahr verlor das Land schon die Musikmesse Popkomm an Berlin, hunderte von Arbeitsplätzen gingen flöten.

Auch jetzt sind die Jobs der 292 Beschäftigten in Gefahr: Viacom hat im vergangenen Sommer den himmelhohen Kaufpreis von 310 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, diese Summe muss jetzt wieder reingeholt werden. Der Betriebsrat fürchtet, dass nur zwischen 20 und 40 Menschen ihren Arbeitsplatz behalten werden. Die NRW-Landesregierung hat schon angekündigt, den Umzug mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Die für Medien zuständige nordrhein-westfälische Staatssekretärin Miriam Meckel will so viele Arbeitsplätze wie möglich am Rhein halten. Ihr einziges Druckmittel ist der Sendeplatz: Über die Landesanstalt für Medien wird entschieden, welche Sender ins Kabelnetz eingespeist werden. Fällt ein aus Berlin gesendetes Programm raus, würden die schwindenden Einschaltquoten ins Bodenlose fallen. Ob sich die US-Chefs von solcherlei Drohungen beeindrucken lassen, kann Meckel allerdings auch nicht beschwören.

Und Viva selbst? Das Programm des Senders, der vor zehn Jahren antrat, um den MTV-Clips Konkurrenz zu machen, will heute ein neues Programm starten. Neu ist vor allem, was fehlt: Charlotte Roches “Fast Forward“ und das Modemagazin „Inside“ wurden bereits stillgelegt, ebenso „Interaktiv“ und „News“. Was bleibt sind Charts-Schleifen, im nervigen Doppelpack mit Handyklingeltönen zum runterladen, die mittlerweile die Hälfte der Mattscheibe einnehmen. Zurück zum kunterbunten Plastiksender für Teens, der Viva schon einmal war.

Bereits jetzt scheint Berlin über Viva zu herrschen: Das Hiphop-Magazin „Mixery Raw Deluxe“ sollte schon zum Jahresende aus dem Programm verschwinden, doch der Sponsor „Karlsberg“ bestand auf der Erfüllung des Vertrags bis Ende März. Allerdings fanden die Verhandlungen über die Fortsetzung derSendung laut Betriebsrat bei MTV in Berlin statt. ANNIKA JOERES