Tour durch Kontinente

Der „Klangkosmos Weltmusik“ ist jetzt ein landesweites Projekt. Dortmund startet mit sechs Ensembles

Das Ruhrgebiet wird musikalisch zur Weltregion. Der „Klangkosmos Weltmusik“ ist eines der umfassenden Kooperationsprojekte der letzten Jahre. Rund 20 Kommunen aus Nordrhein-Westfalen haben sich unter der Federführung der beiden Kultursekretariate in Gütersloh und Wuppertal und unter der Schirmherrschaft von NRW Kulturminister Michael Vesper (Grüne) zusammengeschlossen, um der Region authentische Musik von den Kontinenten der Welt zu präsentieren.

“Die machen keine Folklore“, sagt die künstlerische Leiterin Birgit Ellinghaus. Neben traditioneller Musik der jeweiligen Länder würden auch zeitgenössische Mischformen der Musikstile zu hören sein. Das sei eine Anerkennung für ethnische Musik. Von einem Exotenbonus will sie nichts hören, hat aber etwas Schwierigkeiten, deutsche Entsprechungen zu finden. Bayrische Zithermusik oder alpenländische Hornbläserensembles gäbe es zwar auch, seien aber aus deutscher Geschichtstradition anders verortet.

Finanziell stand der Klangkosmos lange auf der Kippe. Erst die finanzielle Wiederaufstockung des Etats der beiden Kultursekretariate im Haushalt 2005 machte ihn möglich. Federführend ist das Büro in Gütersloh, das die nichttheatertragenden Städte, also eher die kleineren der Region vertritt und so die fremden akustischen Formate, unbekannte Instrumente, andere Lebensgefühle und Rituale abseits des Mainstreams bewirbt. „Wir suchen Zuhörer, denen der gewohnte und gewöhnliche Konzertbetrieb fremd ist und denen die Pfade des üblichen westeuropäischen Repertoires zu ausgetreten erscheinen,“ sagt Meinolf Jansing, Geschäftsführer in Gütersloh. Beide Sekretariate steuern rund 30.000 Euro bei, die teilnehmenden Städte tragen Organisation und Künstlergagen, in Dortmund, wo die Tour durch die Kontinente beginnt, sind das rund 3.800 Euro.

Den Auftakt bestreiten in der nächsten Woche das „Vache Hovsepyan Duduk Ensemble“ aus Armenien. Das Duduk ist ein traditionelles Holzblasinstrument aus Aprikosenholz. Im Kaukasus findet kein Fest ohne diese Oboenart statt. „Wir kennen das in Europa nur als Soloinstrument“, erklärt Birgit Ellinghaus. Bei der Gruppe des Leiters des Folk-Studienganges an der Musikhochschule Eriwan, Vache Hovsepyan, seien gleich fünf Stück zu hören. Sie spielen Stücke bekannter armenischer Komponisten und Eigenkompositionen.

Ungewöhnlich werden auch die Konzerte der Bardinnen aus Zentralasien. Sie bestritten ein bejubeltes Eröffnungskonzert auf der WOMEX 2004 in Essen. Die größte Messe der Weltmusik auf Zollverein sei aber kein Konkurrenzunternehmen, sagt Ellinghaus. Beim „Klangkosmos“ käme es besonders auf die lokalen Bezüge mit einem völlig anderen Publikum an. Die zentralasiatischen Völker verbindet ihre Geschichte als Nomaden. Barden sind typische Vertreter dieser Kultur. Das Programm der fünf Frauen aus Qaraqalpakstan, Kasachstan und Khorezm sei „strikt weiblich“, so Ellinghaus. Sie tragen Geschichten in lyrischen Liedern vor, bei denen sie sich selbst auf Instrumenten wie Lauten und Geigen begleiten. Auch das Sanam Uyghur Ensemble aus Usbekistan stammt aus dieser turkmenischen Tradition. Sie sind als islamische Nomaden eine Minderheit in Asien und selten im Ausland zu hören. Auf ihren Langhals-Lauten spielen sie uyghurische Kompositionen, die Einflüsse andalusischer Araber und chinesischer Melodien assimilierten. PETER ORTMANN

Klangkosmos WeltmusikVache Hovsepyan Duduk Ensemble21.1., 19:00 Uhr, Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund