Arme Alleinerziehende

STATISTIK Fast die Hälfte aller Alleinerziehenden bezieht Hartz IV. 95 Prozent davon sind Frauen

NÜRNBERG dpa/taz | 40 Prozent aller Alleinerziehenden sind nach Angaben von Arbeitsmarktforschern auf Hartz IV angewiesen und kommen nur langsam wieder auf eigene Beine. Insgesamt beziehen rund 650.000 Alleinerziehende die Grundsicherung, 95 Prozent davon sind Frauen, berichtete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

„Haushalte mit Kindern und nur einem Elternteil haben in Deutschland ein erhöhtes Armutsrisiko“, heißt es in der Studie. Sie seien öfter und länger auf staatliche Hilfe angewiesen als andere Haushalte. So habe es nur die Hälfte der Alleinerziehenden im Laufe von zweieinhalb Jahren geschafft, aus dem Hartz-IV-Bezug herauszukommen. Von den anderen Haushalten hätten im selben Zeitraum mehr als zwei Drittel auf die staatliche Leistung verzichten können. Dabei wollten die Mütter durchaus wieder arbeiten: Obwohl sie erst wieder in den Beruf zurückmüssen, wenn ihr Kind drei Jahre alt ist, sei jede zweite Hartz-IV-Empfängerin mit Kleinkind als Arbeit suchend gemeldet. Besonders schwer sei die Situation für ganz junge Mütter zwischen 15 und 20 Jahren. Weil sie vor der Geburt häufig noch keine Ausbildung gemacht oder Berufserfahrung gesammelt hätten, brauchten sie am längsten, um aus der Grundversorgung auszusteigen. Alleinerziehende mit akademischer Ausbildung würden doppelt so schnell wieder unabhängig, ergab die IAB-Studie. Eine entscheidende Rolle spielt zudem das Alter des Kindes: Je jünger ein Kind sei, desto schwerer sei es, eine Betreuung zu finden, um arbeiten gehen zu können.

Die Linkspartei forderte als Konsequenz aus der Studie einen Rechtsanspruch auf gebührenfreie Ganztagsbetreuung. „Nur so ist es jedem möglich, Familie und Beruf zu vereinbaren“, sagte Parteivizechef Klaus Ernst.