„I ♥ the Rote Flora“

Weit gereiste Videokunst: das „Lost Film Fest“

■ der Videokünstler war mit seiner Show seit 1999 bereits auf fünf Kontinenten unterwegs.Foto: Promo

taz: Herr Beibin, was zeichnet einen VJ aus?

Scott Beibin: Das Gleiche wie einen DJ – nur statt Platten zu drehen zeige ich Videoclips, Kurzfilme, Nachrichtenbeiträge, kleine Geschichten. Jede Aufführung ist einzigartig, ich mixe sie immer live zusammen. Dabei bediene ich mich aus 1.800 Videos. Jede Vorstellung wird auf das Publikum zugeschnitten – spontan und interaktiv.

Zeigen Sie hier etwas anderes als zu Hause in den USA?

Nun, den Deutschen zeige ich viel aus den USA – den Amerikanern zeige ich erst mal die Welt. Es müssen jeweils andere Themen visualisiert werden. Hier wird ein Sozialsystem als normal empfunden, davon kann man in den USA nur träumen. Hier ist das ökologische Bewusstsein auch anders ausgeprägt: Die Deutschen fahren Rad, in den USA ist das schon politischer Protest. Radwege werden erst jetzt in den Staaten gebaut, nachdem die Autoindustrie sich seit Jahrzehnten dagegen gewehrt hat.

Warum gastieren Sie mit dem Lost Film Fest ausgerechnet in der Roten Flora?

Ach, ich liebe die Flora. Sie ist für mich eine Art Kunstwerk oder ein Museum. Der Untertitel des Filmfests lautet: „scientists are the new rockstars“, und ich bin in diesem Sinne so etwas wie ein Sozialwissenschaftler. Die Flora ist ein soziales Zentrum, daher sehr interessant für mich. Auch ihre Vergangenheit – Stichwort: Bambule – fasziniert mich. Inhaltlich bietet die Flora Raum für antiautoritäre und sozialkritische Themen. INTERVIEW: JV

19 Uhr, Rote Flora