Szenen der Gewalt

Theater über die großen Themen im Alltag

Herr Strodthoff, Sie führen heute und in den kommenden Tagen gemeinsam mit ihrer Kollegin Judith Al Bakri ein Schauspiel auf, das einen verwirrenden Namen trägt: Taxi – Ein Triptychon der Gewalt. Was steckt dahinter?

Jochen Strodthoff vom Ensemble Hunger & Seide: Es geht um Gewalt und welchen Einfluss sie auf unser Leben hat, wie sie sich vererbt, etwa weil in Familien über Generationen existenzielle Gewalterfahrungen nicht angesprochen, sondern verdrängt werden.

Und Triptychon?

Wir stellen das Thema auf drei verschiedenen Ebenen dar. In unserem Ensemble Hunger & Seide untersuchen wir immer den urbanen Raum. Den bilden bei uns die fiktiven Geschichten zweier Menschen in einem Taxi: Der Fahrer selbst und die Möchtegernkönigin, die beide auf unterschiedliche Art und Weise aggressiv sind. Dazwischen schneiden wir dann unsere persönlichen Geschichten, die von real erfahrener Gewalt geprägt sind.

Nämlich?

Einmal die Geschichte von Judith Al Bakris Großmutter, die aus dem Irak stammte. Sie wurde dort zwangsverheiratet und bekam sechs Kinder, nachdem ihr Mann gestorben war, war sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen.

Und Ihre Geschichte?

Ist die Geschichte meines Großvaters, der mit seiner Familie nach dem so genannten Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland von Wien nach Bremerhaven zog. Er wurde Soldat und fiel im Krieg, wie Judiths Oma wurde meine Oma mit 28 Jahren Witwe. Das sind die Gewalterfahrungen, denen wir nachspüren in unserem Stück. Der ganz normale Alltag, in dem die großen Themen zu finden sind. INTERVIEW: FEZ

Taxi – Ein Triptychon der Gewalt, 27.-30.5. 20 Uhr Stauerei, 700 141.