ErzieherInnen machen Druck

KITASTREIK Am Tag vor den Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern weiten sich die Kita-Streiks aus. In Hamburg beteiligt sich jede zweite Kita-Erzieherin. Auch heute wird gestreikt

Nur 30 Prozent der ErzieherInnen kommen abends ohne Beschwerden aus den Kitas

Am Dienstag haben sich die Streiks in Kindertagesstätten im Norden ausgeweitet. In Hamburg war laut Gewerkschaft Ver.di mit 2.000 Streikenden jede zweite der ErzieherInnen im Ausstand. In Niedersachsen waren es rund 2.500 ErzieherInnen. In Schleswig-Holstein war in Flensburg, Norderstedt sowie Halstenbek und Itzehoe zum Streik aufgerufen worden.

Die ErzieherInnen forderten mehr Anerkennung für ihre Arbeit, tarifvertragliche Regelung für ausreichenden Gesundheitsschutz sowie eine angemessene Entlohnung, die ihrer Qualifikation und den Belastungen entspreche.

Laut der Hamburger Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Kindertagesstätten, Sigrid Ebel, hatte der Hamburger Arbeitgeberverband zuvor mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen für Streikende gedroht. Der Streik ist nach Ansicht der Arbeitgeber rechtswidrig, da die Gewerkschaften keine Verständigung mit der Arbeitgeberseite gesucht hätten. Dies weisen die Gewerkschaften zurück. Nachdem der alte Tarifvertrag 2005 gekündigt worden sei, hätte bis 2007 eine neue Vereinbarung getroffen werden sollen. „Aber wir haben bis jetzt keine Angebote bekommen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Ebel. „Wie lange sollen wir uns denn Zeit lassen, bis wir den Arbeitgeber unter Druck setzen?“

Ebel zufolge entgehen aufgrund der Haltung der Arbeitgeberseite derzeit einer jungen Erzieherin jeden Monat 700 Euro brutto. Denn die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) stufe derzeit alle neuen Beschäftigten in die Entgeltgruppe sechs ein – verweigere aber den früheren so genannten Bewährungsaufstieg in eine höhere Entgeltgruppe.

Nun fordert die Gewerkschaft die Einstufung aller ErzieherInnen in die Entgeltgruppe neun, was ein Gehalt zwischen 1.400 und 2.300 Euro bedeuten würde. Dennoch verwahrt sich Ebel gegen den Vorwurf der Arbeitgeber, es ginge bei den Streiks lediglich um höhere Entgeltgruppen – obwohl die alte Entgeltvereinbarung nicht gekündigt worden sei. Die Arbeitsbedingungen seien so schlecht, „dass nur 30 Prozent der ErzieherInnen ohne Beschwerden abends aus den Kitas kommen“. Da in Hamburg viele MitarbeiterInnen bereits in den hohen Entgeltstufen angekommen seien, wäre ein Streik, dem es ausschließlich um Entgelt gegangen wäre, niemals so gut besucht gewesen.

Heute treffen sich Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften zu Gesprächen. Zugleich sollen die Streiks ausgeweitet werden. FRIEDERIKE GRÄFF