VORMERKEN
: Blick nach Osten Deutsch-Polnisches Jazzfestival

Während in den anderen damaligen Ostblockstaaten fröhliche Dixielandbands mit einiger Verspätung den New-Orleans-Style hoffähig machten, wuchs in Polen eine Generation von Jazzavantgardisten heran, die moderne Stilelemente französischer und amerikanischer Altmeister zu einem unverwechselbaren und sehr ausdifferenzierten Sound weiterentwickelten – Jazz po polsku. Mit dem Warschauer Festival Jazz Jamboree gelang ab den 1970er-Jahren sogar die Verschmelzung des bisweilen recht snobistischen Salongeplänkels mit alternativen Jugendkulturen. Die Strahlkraft der Bewegung reichte (nicht nur) bis in die DDR. Dieser groovenden Neißequerung wieder mehr Leben einzuhauchen ist das Ziel des Festivals Sounds! No Walls, in dessen Rahmen im Deutschen Historischen Museum und den traditionsreichen Clubs Schlot und A-Trane sowohl Altstars als auch junge Talente und Wunderkinder aus Polen, Deutschland und Dänemark den state of the art präsentieren werden. Den Auftakt machen morgen das Marcin Wasilewski Trio und ein programmatisch nach dem Klassiker des legendären Pianisten Krzysztof Komeda Kattorna benanntes Quintett, das sich den Saxofonisten Ernst-Ludwig Petrowsky ins Boot geholt hat. Der Schlüterhof des DHM wird sicher nicht die subversive Atmosphäre der sogenannten Katakomben-Ära einfangen können, bei geschlossenen Augen dürfte aber ein ganz ordentliches Kopfkino drin sein.

Sounds! No Walls: ab 28. Mai, Info: www.jazzwerkstatt.eu