Telekom macht Schule

Telekom-Beamte sollen in NRW den Lehrermangel beheben. Gewerkschaft kritisiert Pläne: „Notlösung“

DÜSSELDORF taz ■ Fehlende Fantasie bei der Behebung des Lehrermangels kann man dem nordrhein-westfälischen Schulministerium nicht nachsagen. Jetzt sollen Beamte der Telekom, die beim Bonner Unternehmen nicht mehr gebraucht werden, zu Lehrern umgeschult werden.

Telekom-Mitarbeiter, die ein abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium vorweisen können, wird angeboten, sich in einer zweijährigen Zusatzausbildung für den Lehrberuf weiter zu qualifizieren. Dies geht aus einer Vereinbarung hervor, die das Schulministerium mit der Telekom unterzeichnet hat. „Mit dieser Vereinbarung schaffen wir die Möglichkeit, qualifizierte Mitarbeiter aus Berufsfeldern, die für die Schule interessant sind, als Lehrer auszubilden und damit einen Teil des Bedarfs in Berufskollegs und Schulen der Sekundarstufe eins abzudecken“, erklärt Staatssekretär Elmar Schulz-Vanheyden.

Für das Düsseldorfer Schulministerium ist die Vereinbarung lukrativ. Zum einen verspricht man sich davon, den Lehrermangel in naturwissenschaftlichen Fächern kurzfristig zu beheben. Zum anderen stehen die Telekommitarbeiter während ihres Referendariats weiterhin auf der Gehaltsliste der Telekom-Beschäftigungsgesellschaft Vivento. Die Gesellschaft war im Jahr 2003 gegründet worden, um den Stellenabbau bei der Telekom zu begleiten. Zehntausende Mitarbeiter sollen so aufgefangen und in andere Jobs vermittelt werden.

Der NRW-Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, äußert sich hingegen kritisch. Zwar könnten diese Seiteneinsteiger kurzfristig helfen, den Mangel zu beheben, es sei aber nur eine „Notlösung“. „Was wir brauchen, sind grundständig ausgebildete Lehrer, die vor allem die pädagogischen Fähigkeiten mitbringen, mit Schülern umzugehen“, so Beckmann. JAS