Hafen kein FFH-Gebiet

Senat schickt Gutachten zum Fischvorkommen an EU-Kommission. Mit Brüssel geeinigt: Geschütztes Ästuar beginnt erst bei Wedel

Als Ästuar ist die gesamte Unterelbe ab Wedel geschützt – inklusive Fahrrinne

Von Gernot Knödler

Der Ruf des Wirtschaftsstandorts Hamburg dürfte „gerettet“ sein: Der Hafen wird wohl vom europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 ausgenommen werden. Wie die Umweltbehörde gestern mitteilte, hat sich der Senat mit der EU-Kommission darüber geeinigt, dass die Elbmündung als Lebensraum erst westlich der Wedeler Au geschützt werden soll. Überdies hat der Senat ein Gutachten abgesegnet, nachdem besonders schützenswerte Fischarten nicht auf den Hafen angewiesen sind, um überleben zu können. „Das Naturschutzamt geht davon aus, durch die fundierte und umfangreiche fachwissenschaftliche Aufarbeitung die EU-Kommission von der Richtigkeit der Hamburger Schlussfolgerung überzeugen zu können“, hieß es gestern.

Die Flussmündung der Elbe mit ihrer großen Brackwasserzone und einer mehr als 130 Kilometer weit einschwingenden Tide ist ein ganz besonderer Lebensraum, den die Europäische Union schützen möchte, um die biologische Vielfalt zu bewahren. Deshalb hatte die EU-Kommission vor einem Jahr vorgeschlagen, die Biotope östlich und westlich des Hafens symbolisch miteinander zu verbinden und damit als Einheit zu würdigen. Man habe die Kommission überzeugen können, dass der Beginn dieses Lebensraums, eines Ästuars, im Übergangsbereich zwischen Süß- und Brackwasser angesetzt werden könne, erklärte Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach (CDU).

Dass die nach den EU-Richtlinien besonders schützenswerten Fischarten wie Rapfen, Lachs, Finte, Meerneunauge, Flussneunauge und Nordseeschnäpel auch erhalten bleiben, wenn im Hafen kein Schutzgebiet ausgewiesen wird, muss die Kommission erst noch akzeptieren. Die Umweltbehörde argumentiert, dass die unter die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) fallenden Fischarten im Hafen zum einen Teil nicht typisch für die Elbe seien und damit hier nicht besonders geschützt werden müssen. Für den anderen Teil gebe es bereits genügend Schutzgebiete auf der Unterelbe.

Auf den 123 Stromkilometern westlich von Hamburg gebe es sieben solcher Schutzgebiete mit insgesamt 450 Quadratkilometern Wasserfläche. Der Elbstrom in Hamburg dagegen habe nur einen Flächenanteil von zwei Prozent an der Unterelbe.

Als Ästuar ist die gesamte Unterelbe ab Wedel geschützt, einschließlich der Fahrrinne, aber mit Ausnahme der Flächen vor den Häfen und einigen Industriegebieten. Bei der nächsten Elbvertiefung werde das zu berücksichtigen sein, sagte Christian Michalczyk von der Umweltbehörde. „Das spielte aber auch 1997 eine Rolle“, räumte der Fachreferent ein.