Das ZDF ist perfekt!

Der Sender stellt sein Jahresprogramm 2005 vor und setzt auf Einstein, Schiller und die 30- bis 59-Jährigen

Das ZDF ist perfekt. Das ergab die Pressekonferenz zum ZDF-Jahresprogramm 2005, es sei „erklärend, erzählend, serviceorientiert, mit Emotionen arbeitend, mit höchsten Sympathiewerten“, so ZDF-Intendant Markus Schächter.

In der Zeit von 19 bis 23 Uhr habe man 2004 „mehr Zuschauer als je zuvor“ erreicht. Der „Mix“ aus Information, Bildung, Unterhaltung und Kultur beschere „zunehmend mehr Zuschauer“. In diesem Jahr gibt es etwa Einstein-, Schiller-, Russland- und China-Schwerpunkte. Ein Grund für den Erfolg: „Wissen, Bildung, Erziehung“, so Schächter, das seien derzeit die Themen, nicht etwa Spaß-TV: Also Spaß beiseite und her mit den Statistiken. Da hieß es beispielsweise, in der „aktiven Mitte der Gesellschaft“ habe das ZDF mit einem Marktanteil von 13 Prozent „mehr Zuschauer als andere“. Die als werberelevant betrachtete Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ließ er damit im demografischen Datenhaufen versinken – die „aktive Mitte“, die „Entscheider“, das seien die 30- bis 59-Jährigen, so Schächter (54).

Gegenüber der taz musste denn auch Programmdirektor Thomas Bellut einräumen, dass die geplante Verjüngung des ZDF-Publikums mit Projekten wie „Bravo-TV“ und der „Schöneberger Show“ gescheitert sei. Die Idee, solche „einzelnen Inseln“ für Jüngere zu platzieren, funktioniere nicht; man setze nun eher auf Spielfilme. Aber auch „Das Traumschiff“ oder Thomas Gottschalk seien jugendkompatibel, wie Einschaltquoten zeigten.

Und dann war da noch ein Punkt, der erst auf Nachfrage weniger harmonisch dargestellt wurde: Mit der ARD gebe es einen „breiten Fundus der Gemeinsamkeit“; in den Gebührendiskussionen habe man „una voce gesungen“, andrérieute Intendant Schächter. In Wahrheit aber bliese man der ARD wohl lieber den Marsch: Deren Pläne, die „Tagesthemen“ vorzuziehen, um dem „heute-journal“ Konkurrenz zu machen, kommentierte Thomas Bellut kürzlich als „Kampfprogrammierung“. Nun, nach Reaktionen aus der ARD, sagte er – halb ironisch freilich –, er sei „ein Konkurrenzversteher“ und „Gefühlsprogrammierer“, um ernsthaft hinzuzufügen, dass Kooperationen zwischen den Öffentlich-Rechtlichen wegen ihrer eindämmenden Wirkung auf die privaten Anstalten zu begrüßen seien.

Das Positive zum Schluss: Dieter Wedel drehte einen Straßenfeger, der wohl Ende 2005 zu sehen sein wird. Geplant ist außerdem, mal wieder eine Frau das Sportstudio moderieren zu lassen – nachdem Carmen Thomas wegen ihres Versprechers („Schalke 05“) gehen musste. Und das ausgerechnet im, wie Die Zeit schrieb, „Carmen-Thomas-Jahr“: null fünf. KLAUS RAAB