Briten vor Militärkadi

Drei britische Soldaten müssen sich wegen Misshandlung von Irakern in Osnabrück vor Militärgericht verantworten

OSNABRÜCK dpa ■ Erstmals müssen sich seit gestern Angehörige der britischen Armee wegen Misshandlung von irakischen Zivilisten verantworten. Die drei in Celle stationierten Soldaten stehen in Osnabrück vor Gericht, weil sie im Mai 2003 mehrere Iraker geschlagen, getreten und zur Simulation von sexuellen Handlungen vor einem Fotografen gezwungen haben sollen. Einen Mann sollen sie auf der Gabel eines Gabelstaplers vorgeführt haben.

Die Anklage in neun Punkten lautet zudem auf Grausamkeit und Unzucht. Die drei Soldaten zwischen 25 und 33 Jahren erklärten sich am ersten Verhandlungstag weitgehend für unschuldig. Nur einer der drei Beschuldigten räumte ein, er habe um den 15. Mai 2003 – rund zwei Wochen nach Ende des Krieges – einen irakischen Gefangenen geschlagen. Er beteuerte, er schäme sich für das Geschehene.

Die Vorfälle sollen sich nach Darstellung der Staatsanwaltschaft in einer Lagerhalle nahe der südirakischen Stadt Basra zugetragen haben. Der Anklagevertreter erklärte, es habe eine Anordnung gegeben, irakische Zivilisten wegen Diebstahls von Nahrungsmitteln „hart anzupacken“. Es sei zu klären, inwieweit diese Anordnung von der Genfer Konvention gedeckt sei. Allerdings sei das Befolgen der Anordnung kein Freifahrtschein für die Soldaten gewesen. Das Urteil wird erst in mehreren Wochen erwartet. Bislang sind bereits mehrere US-Soldaten wegen Misshandlung von Irakern von US-Militärgerichten zu teils hohen Haftstrafen verurteilt worden, zuletzt Charles Graner zu 15 Jahren Haft.