frisches flimmern
: Außergewöhnliche Liebesfilme

Zwei Filme zeigen schonungslos Sex- und Gewaltdarstellungen. Die in Rückblenden erzählten Geschichten handeln von Liebe.

Rückblende IFamilie gibt es nicht mehr in Hans W. Geißendörfers (“Lindenstrasse“) neuem Kinofilm „Schneeland“. Im heutigen Schweden verliert die Schriftstellerin Elisabeth (Maria Schrader) ihren Ehemann bei einem Autounfall. In ihrer Verzweifelung will sie dem Geliebten in den Tod folgen. Sie verlässt ihre drei Kinder und reist in die karge Landschaft Lapplands, wo sie ihren Mann kennen lernte. Als sie in der Nähe eines Einsiedlerhofes die Leiche einer alten Frau im Schnee findet, beginnt sie deren Leidensgeschichte zu rekonstruieren: Ina (Julia Jentsch) wird nach dem Tod der Mutter von ihrem Vater (Ulrich Mühe) erniedrigt und missbraucht. Erst eine leidenschaftliche Beziehung mit dem geheimnisvollen Pferdehirten Aron (Thomas Kretschmann) wirkt befreiend. Sie löst sich vom dominanten Vater mit Gewalt. Die radikale Liebesgeschichte von Ina und Aron gibt auch Elisabeth neuen Lebensmut. In Rückblenden erzählt Geißendörfer sein Familiendrama. „Ich habe dem Kernsatz des Films „Liebe ist stark wie der Tod“ viel Platz gegeben“, sagt er. Die gewalttätigen und sexuellen Übergriffe werden rigoros dargestellt.

Rückblende IISommer, passende Musik zu den üblichen Verrenkungen und etwas Ejakulat. Mehr braucht ein Liebesfilm nicht. Der Regisseur Michael Winterbottom (“Code 46“) erzählt in „9 Songs“ seine erotische Geschichte in Rückblenden. Auf dem Weg in die eiskalte Antarktis erinnert sich der junge Klimaforscher Matt (Kieran O‘Brien) an eine heiße Liebesbeziehung: Bei einem Rockkonzert in London lernt er die amerikanische Studentin Lisa (Margo Stilley) kennen. Sie verlieben sich, haben heftigen Sex. Doch ihre leidenschaftliche Liebe endet mit Lisas Rückkehr in die USA. Neun Songs begleiten die Geschichte aus dem Alltag zweier Menschen. Live-Clips von acht Britpopbands wie Black Rebel Motorcycle Club, The Von Bondies, Elbow, Primal Scream, The Dandy Warhols, Super Furry Animals, Franz Ferdinand und Michael Nyman werden zwischengeschnitten. Die Musikstücke geben dem visuellen Kinoexperiment erst eine Struktur.

STEFAN ORTMANN