Ohne Moos geht‘s los

Das „inteata“ droht mit dem Wegzug aus Köln, sollte die Stadt dem Projekt nicht finanziell unter die Arme greifen

Köln taz ■ Die Theatergruppe „inteata“ von Inka Neubert und Alireza Varzandeh gehören zum Besten, was Köln zu bieten hat. Dafür stehen etwa zwei Kölner Theaterpreise und ein Preis beim NRW-Festival „Theaterzwang 2004“. Jetzt drohen sie, Köln zu verlassen – wenn die Stadt sie nicht finanziell unterstützt.

Um zu zeigen, was sie können, hatten sie im September 2004 in einem Hinterhof am Melatengürtel befristet einen Raum angemietet. Eine Art Theaterhaus für eigene Produktionen, vor allem aber für Gastspiele. Für ein ambitioniertes, experimentelles Programm mit Stücken zeitgenössischer, auch ausländischer Autoren. Bei Kritikern kamen sie damit an und auch beim Publikum. „Wir konnten die Besucherzahl um 25 Prozent steigern“, sagt Varzandeh. „Die Zuschauer kamen sogar aus Österreich oder der Schweiz.“ Oft sei bis nach Mitternacht über das Stück diskutiert worden.

Doch jetzt sind Varzandeh und Neubert am Ende ihrer Kräfte. „Wir arbeiten 16 Stunden am Tag und reich werden wir dabei nicht“, erklärt Neubert. 100.000 Euro hätten sie gerne von der Stadt, um die Arbeit weiter führen zu können. Am besten drei bis vier Jahre lang. „Dann könnten wir für Köln etwas werden wie die Kampnagelfabrik für Hamburg, die weit über die Stadt hinaus strahlt“, verspricht Varzandeh selbstbewusst.

„Hier hätte die Stadt Köln die Möglichkeit, ein zukunftsorientiertes Projekt zu fördern“, kritisiert Varzandeh das derzeitige „Gießkannenprinzip“ und verweist auf 20.000 Euro für „Pralipe“. Das Romatheater hatte trotz Subventionen seinen Spielbetrieb Mitte 2004 nach nur wenigen Monaten eingestellt, eine geplante Zusammenarbeit mit dem inteata war nicht zustande gekommen. Weiter fehlen inteata 40.000 Euro, um die Halle den Bauvorschriften entsprechend umzubauen. Gibt es hierfür kein Geld, muss die Halle Ende April aufgegeben werden.

Prinzipiell hat Kulturamtsleiter Jürgen Nordt für diese Wünsche Verständnis, muss aber auf die leeren Kassen der Stadt Rücksicht nehmen. Was die Förderung langfristiger Konzepte betrifft, verweist er auf eine Änderung der Förderrichtlinien, die der Theaterbeirat für 2006 erarbeitet. Der Zuschuss für den Umbau scheitere derzeit daran, dass der Haushalt 2005 noch nicht beraten wurde. Jürgen Schön