Künstler unter Quarantäne

Nach der Kündigung ihrer Atelierräume auf dem Clouth-Gelände in Nippes dürfen die Künstler dort nun auch keinen Besuch mehr empfangen. Die Stadt beruft sich auf Mängel beim Brandschutz

VON JÜRGEN SCHÖN

Die Kündigungen für die Ateliers zum 31.Dezember 2005 kamen als Nikolausgeschenk schon im Vorjahr. Jetzt legt die Verwaltung nach: Ab sofort dürfen die rund 70 Künstler auf dem Clouth-Gelände keine „ortsunkundigen“ Besucher mehr empfangen, „offene Ateliers“ und Vernissagen sind verboten. Die Stadt als Eigentümerin beruft sich auf eine Begehung durch Bauaufsicht und Feuerwehr, bei der „erhebliche Mängel“ beim Brandschutz festgestellt wurden. Diese Entscheidung und die Ateliersituation in Köln waren Thema einer heftigen Diskussion im Kulturausschuss.

So wundert sich der grüne Ratsherr Peter Sörries, dass die Stadt schon seit drei Jahren Besitzerin des Geländes sei und von den Ateliers wusste, sich bislang aber nicht um solche Sicherheitsfragen gekümmert habe. Immerhin hat sie inzwischen Feuerlöschgeräte aufgehängt, und die Künstler räumten die zugestellten Gänge von den monierten Regalen, Gartenmöbeln und Blumentöpfen frei.

Carola Blum, kulturpolitische Sprecherin der CDU, warnt davor, den attraktiven Kulturstandort in Nippes „einfach zu zerschlagen“. Doch diesem Wunsch steht der Ratsbeschluss entgegen, nach dem auf dem Gelände der Gummifabrik Wohnungen und Gewerbe entstehen sollen. An die Zukunft der Künstler wurde damals nicht gedacht.

Für die Stadtverwaltung, vertreten unter anderem durch Kämmerer Peter-Michael Soénius (CDU) jedenfalls sind die Tage der Künstleridylle auf dem Clouth-Gelände gezählt. Klar sei, dass die Firma Continental nur noch bis Jahresende auf dem Gelände produziere und ihre Option auf zwei Jahre Verlängerung nicht wahrnehmen werde. Dann werde auch das Heizkraftwerk geschlossen, die Künstler ständen ohne Heizung und Warmwasser da. Eine schrittweise Räumung sei nicht möglich, weil der potenzielle Investor das Gelände als Ganzes von Altlasten sanieren müsse. Überhaupt seien die Hallen grundsätzlich nicht als Ateliers geeignet.

Immerhin kann die Verwaltung inzwischen Ersatzateliers anbieten. So habe man für die Halle Kalk einen privaten Investor gefunden, der dort 60 Ateliers einrichten will. In einer anderen Halle an der Dillenburger Straße könnten bis zu 120 Arbeitsräume entstehen. Schließlich verhandele man noch über ein Projekt am Deutzer Hafen, wo ebenfalls ein Privatinvestor 60 Ateliers bauen wolle. Man gehe dabei von einem Quadratmeter-Mietpreis von vier Euro ohne Nebenkosten aus.

Inzwischen haben die Clouth-Künstler auf das „Besuchsverbot“ der Stadt reagiert. „Überzogen und schädigend sowohl für die Künstler als auch für den den Standort“ – so Thomas Baumgärtel und Artur Staroscyk in einem Brief an das zuständige Liegenschaftsamt, den sie stellvertretend für die anderen Künstler geschrieben haben. Mit Hinweis auf neun Jahre Offene Ateliers fordern sie die Rücknahme der Einschränkungen. Mit dem Ende ihrer Kolonie scheinen sie sich abgefunden zu haben, hoffen auf die neuen Ateliers. Sollte das aber nicht klappen, droht nicht nur „Bananensprayer“ Baumgärtel mit dem Wegzug aus Köln: „Berlin ist eine attraktive Stadt.“