Bremen setzt immer mehr auf Kohle

Der „grüne“ Strom hat in Bremen einen geringen Anteil, Bremen setzt auf Kohle. Bis zum Jahre 2020 würden vier weitere Kohlekraftwerke gebraucht – der Strombedarf steigt. Der BUND stellte seine Alternativen vor

Bremen taz ■ In Bremen wird heute nur ein Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch der Bremer seit Jahren stark an. Das ist das Ergebnis einer vom Bund Naturschutz (BUND) in Auftrag gegebenen Studie zur bremischen Stromversorgung, die gestern vorgestellt wurde.

Hintergrund dieser Bestandsaufnahme: Bremens Kraftwerkspark muss in den kommenden 15 Jahren „grundlegend erneuert werden“, so BUND-Vorsitzender Helmut Horn. 2020 werde nur noch das Steinkohlekraftwerk in Hastedt Strom erzeugen. Die übrigen sieben mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke im Stadtgebiet werden dann erneuert – oder vom Netz sein.

Die Umweltwissenschaftlerin Kathrin Heitmann kam zu dem Ergebnis, dass BremerInnen heute weitgehend ohne Atomenergie produzierten Strom verbrauchen. Der Grund: Anders als alle anderen deutschen Großstädten gewinne Bremen den größten Teil seines Stromes in eigener Produktion innerhalb der Landesgrenzen. Für einen Atommeiler war da kein Platz. Im bundesweiten Energiemix hingegen kommt Atomstrom auf rund 30 Prozent.

Aufgrund des hohen Steinkohle-Anteils von 73 Prozent sei die Stromerzeugung in Bremen jedoch „sehr emmissionsintensiv“, so Heitmann. Hinzu komme, dass erneuerbare Energien gerade einmal ein Prozent der gesamten Bremer Stromerzeugung ausmachen. Damit liege Bremen „sehr deutlich“ unter dem Bundesdurchschnitt von rund zehn Prozent. Energielieferanten wie die swb kaufen deshalb „grünen“ Strom von außerhalb an. Schließlich müssen alle Energiekonzerne seit dem vergangenen August zehn Prozent Öko-Strom ausweisen können.

Bei „optimistischer Sicht“ könne der Marktanteil des grünen Stromes bis 2010 auf etwa acht Prozent steigen, sagte die Umweltwissenschaftlerin. Fast die Hälfte dessen könnte aus der Windenergie gewonnen werden, so die Prognose, 40 Prozent aus Biomasse. Sieben Prozent soll das geplante Wasserkraftwerk an der Weser beitragen, das bis 2008 in Betrieb gehen soll.

Angesichts des zu erwartenden Stromverbrauches der BremerInnen müsse in 15 Jahren aber noch genau so viel Strom aus konventionellen Kraftwerken gewonnen werden wie heute, bilanzierte Heitmann. Zwar kommt das Umweltbundesamt zu dem Ergebnis, dass mindestens zwölf Prozent des Stromverbrauches eingespart werden könnten. Der aktuelle Trend aber gehe in eine ganz andere Richtung, so Heitmann: Demzufolge steigt die Nachfrage nach Strom bis 2020 um die Hälfte an. mnz