Mucke zum Aufmucken

Nachdem Faschisten auf Schulhöfen Musik verteilt haben, antworten nun die Antifaschisten – mit einer eigenen CD

Nicht alles, was von Faschos kommt, muss dumpf sein. Zum Beispiel die Idee „Projekt Schulhof“. Noch im Sommer sorgte eine CD für Furore, weil rechtsextreme Kameradschaften sie schön verpackt und mit ausführlichem Beiheft flächendeckend auf den Schulhöfen verteilen wollten. „Anpassung ist Feigheit – Lieder aus dem Untergrund“ sollte allein dem Zweck dienen, den bisher politisch noch unbedarften Teil der deutschen Jugend mit rechter Musik und Nazireden zu beschallen. Obwohl die Staatsschützer den größten Teil der Tonträger beschlagnahmten, gelangten sie doch auf den einen oder anderen Schulhof.

Nun hat die Gegenseite dieselbe Idee aufgegriffen. „Aufmucken gegen rechts“ nennt die PDS-nahe Jugendorganisation „solid“ ihren Sampler, den sie in einer ersten Auflage von 50.000 Stück mit Unterstützung der Gewerkschaftsjugend erstmals bundesweit an allen Schulen verteilen möchte.

Insgesamt 16 Bands und Künstler konnten sie für diese CD gewinnen, darunter Jan Delay, Die Sterne, Die Fantastischen Vier und Konstantin Wecker – ein buntes Repertoire aus Pop- und HipHop-Songs, die irgendwie mit dem Thema Rechtsextremismus zu tun haben. „Bunte Vielfalt statt brauner Monokultur“ lautet das Motto und das erklärte Ziel der Initiatoren: „Antifaschistisches Gedankengut aus der autonomen Schmuddelecke zu holen und in die aktuelle Popkultur einzubinden.“ Dabei ist die Idee mit dem „Agit-Pop“ auch in linken Kreisen nicht neu. Mit „Rock gegen rechts“-Konzerten versuchen Antifa-Initiativen seit Jahren, die Jugend von rechtem Gedankengut abzuhalten. Mit inzwischen nur noch mäßigem Erfolg: Die Festivals sind zum reinen Szenetreffen für Antifas geworden, die sich über die neuesten Trends im Links-Pop austauschen. Neuzugänge sind eher rar.

Das könnte sich mit dem Sampler ändern. Wie warme Semmeln seien die Platten in ersten Verteilaktionen im märkischen Oderland (Brandenburg) weggegangen, sagt Mitinitiator Robert Wollenberg von „solid“. Und im Unterschied zu bisherigen Kampagnen wie dem „Aufstand der Anständigen“, der im Sommer 2000 kaum über einen Aufschrei der Zuständigen hinauskam, so Wollenberg, handelt es sich bei „Aufmucken gegen rechts“ um ein Projekt, das von Jugendlichen für Jugendliche gemacht wurde. Zum Programm gehört, dass „solid“ Kontakt mit Initiativen vor Ort aufgenommen hat, um in Problemregionen wie der Sächsischen Schweiz oder dem Bremer Umland auf Promotiontour zu gehen. Dort soll es neben Partys und Konzerten auch Diskussionen mit der Dorfjugend geben.

Und in einem Punkt schätzt Wollenberg das Verhalten sicher richtig ein: Flugblätter landen leicht im Altpapier, Tonträger hingegen wirft man nicht mal eben so weg. FELIX LEE