KAIJA KUTTER ÜBER SCHULPOLITIK
: Gift für die neue Schule

Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, in der Fläche eine gute Schule zu ermöglichen

Im Abendblatt wurde der Weinberg-Vorschlag als „charmant“ gelobt, weil er den schon lange schwelenden Konflikt um die humanistischen Gymnasien lösen könne. Aber der Preis dafür wäre zu hoch. Eine Vorauswahl schon nach Klasse 3 für eine besondere Schule, auf die nur sprachlich oder musisch Begabte können, würde das Lernklima an fast allen Primarschulen vergiften, gerade weil diese drei Gymnasien ganz Hamburg als Einzugsgebiet haben.

Eltern würden sich schon in der zweiten Klasse fragen, ob ihr Kind begabt genug ist. Der Leistungsdruck würde auf einen aberwitzig frühen Zeitpunkt vorverlegt. Auch können viele andere Gymnasien mit Fug und Recht für sich die gleiche Sonderrolle fordern. Und es werden die selbstbewussten Eltern sein, die im Vorstellungsgespräch durchsetzen, dass ihr Kind genommen wird.

Es wundert schon, dass es immer wieder solche Vorstöße gibt, die CDU immer neue Zugeständnisse an ihre Wählerklientel fordert. Doch sie muss sich bekennen. Entweder sie will diese Reform, oder sie lässt es – und trägt dann auch die Konsequenzen eines Koalitionsbruchs.

Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, in der Fläche eine gute Schule zu ermöglichen. Das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ ist ein guter Anfang. Trägt es Früchte, wird es bald viele musische Profile geben.