UNVERBREMT: HENNING BLEYL ÜBER NACHWUCHSFÖRDERUNG
: Identität ist alles

Wenn das bremische Staatswesen in Gefahr ist, muss mit der Abhilfe so früh als möglich begonnen werden: Diese Aufgabe erfüllt jetzt einer der ältesten Verlage unserer vorerst noch freien Hansestadt, nämlich Schünemann – mit einer ganzen Serie zumeist großformatiger Kinder-Bremensien.

Am konsequentesten geht dabei das Werk „Mein erstes Bremen-Buch“ vor: Anne Rieken hat auf den Punkt gebracht, was sich unauslöschbar in das Bildgedächtnis schon der jüngsten MitbürgerInnen einbrennen soll. Seite 1: der Dom. Seite 2: Roland. Seite 4: ein Auto – gemeint ist vermutlich ein Mercedes. Seite 8: die Speckflagge. Und damit erweist sich diese gleichsam ikonografische Erst-Enzyklopädie für Nachwuchsbremer sogar als vollständiger als das dreiteilige Bremen-Lexikon eines örtlichen Mitbewerbers im Verlagswesen – dort sucht man vergeblich nach dem speckwürfeligen Ursprung des rotweißen Staatsbanners.

Zurück zu den Bürgermeistern von morgen: Mit Fragestellungen wie „Wer schnarcht da hinterm Roland?“ oder „Wer spuckt da in die Weser?“ schafft Rieken ein Panoptikum an Bremen-Szenarien, die vor allem durch Fülle bestechen: Hier laufen und schlittern derart viele Menschen über die dickpappigen Doppelseiten als wäre Breminale, Viertelfest und Kirchentag gleichzeitig. Nun ist die Suggestion, die Stadt sei ständig überfüllt, möglicherweise nicht die beste Voraussetzung künftige Steuerzahler von der Flucht in den Speckgürtel abzuhalten. Dennoch darf man von staatspädagogisch wertvollen Wuselwerken sprechen.