„Es gibt Alternativen“

Petition gegen Riesenstaudamm-Bau in der Türkei

taz: Herr Alkoyun, glauben Sie, die türkische Regierung lässt sich von einer Unterschriftensammlung vom Bau des Ilisu-Staudamms abbringen?

Zafer Alkoyun, Schneider in der Bischoffsnadel-Passage: Ich hoffe auf Unterstützung der europäischen Politik, ohne die wird es keine Resonanz auf die Petition geben. Es geht mir aber nicht nur um Umwelt- oder Artenschutz. Mit dem Staudamm sind auch völkerrechtliche Fragen verbunden. Da geht es um Unterdrückung und die Kurden-Problematik, schließlich ist die Region vorwiegend kurdisch besiedelt.

Auch daher die uneinsichtige Haltung der Türkei?

Ja, besonders weil es Alternativen zum Bau eines Staudammes zur Energiegewinnung gibt: Windkraftanlagen zum Beispiel. Aber von der Türkei kommen keine Zeichen in diese Richtung. Zudem ist die Wasserknappheit ein großes Problem: Der Liter Wasser ist dort momentan fast so teuer wie der Liter Öl. Bei dem Staudamm geht es auch um machtstrategische Fragen.

Wie reagiert Ihre Kundschaft auf Ihr Engagement?

Die nimmt das positiv auf. Ich konnte hier schon zwischen 3.500 und 4.000 Unterschriften sammeln.

Haben Sie eine persönliche Verbindung zum Tigristal?

Ja, ich bin in der Stadt Urfa geboren. Die Region um Urfa – in der der Staudamm gebaut werden soll – nennt man den Goldenen Halbmond. Das Gebiet gilt als Wiege der Menschheit, in Urfa wurden die Propheten Abraham und Ijob geboren. Die Assyrer, die Byzantiner, die Römer – historisch hat es sich immer um den Goldenen Halbmond gedreht. Das kann man doch heute nicht einfach überfluten.

INTERVIEW: TERESA HAVLICEK

Unterschriftensammlung 9-18 Uhr, Bischoffsnadel-Passage 4