LESUNG
: Fleckenteufel

Auch wenn das Buchcover es nicht unbedingt vermuten lässt, Heinz „Heinzer“ Strunks drittes Romanwerk „Fleckenteufel“ ist mehr als das Ergebnis gefälliger Trittbrettfahrerei. Zwar wird in dem Erfahrungsbericht des 16-jährigen Spätzünders Thorsten Bruhn, der Ende der 70er Jahre auf einer Kirchenfreizeit zum ersten Mal über längere Zeit ständig mit Gleichaltrigen zusammen ist, natürlich jede Menge gefurzt, onaniert, über Verstopfung geklagt und überhaupt der neue Mut zum offenen Umgang mit der Körperlichkeit genüsslich parodiert. Strunks große Stärke sind dabei aber einmal mehr die mit scharfem Blick auseinander genommenen und bloßgestellten, mehr oder weniger kaputten und heuchlerischen Figuren der Scharbeutzer Familienfreizeit mit all ihren üblen Gruppenspielen, trostlosen Diskos, Alkoholexzessen und erotischen Wirren – allen voran dabei der tragische Erzähler selbst. Denn die wirken weder künstlich noch überhaupt erfunden, dass man sie beinah riechen kann.        MATT

Do, 28. 5., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36