OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Eigentlich ist das Leben im Dschungel ja eher zeitlos: Ab und an muss Tarzan dem vorlauten Adoptivsohn Boy aus irgendeiner Patsche helfen, ansonsten aber hängt man so rum an den Lianen, sieht Cheetah beim Herumkaspern zu und bedauert die Abwesenheit von Jane. Doch in „Tarzan Triumphs“ (1942) fallen plötzlich Nazis per Fallschirm vom Himmel, sie sind auf der Suche nach Rohstoffen für den Führer. Da ist der Frieden im Urwaldparadies doch nachhaltig gestört. Der Filmtitel verrät, wie die Sache ausgeht. Mit „Tarzan Triumphs“ wechselte die Tarzan-Reihe von MGM zu RKO und war damit eindeutig im Bereich des B-Pictures angelangt: Der Urwald sieht deutlicher nach Studiokulisse aus, auch die Nazi-Geschichte ist bizarr. Als zeitgeschichtliches Dokument bleibt der Film des deutschen Emigranten Wilhelm Thiele („Die Drei von der Tankstelle“) aber interessant. (OF, 3. 6., Babylon Mitte)

Ohne Zweifel gehörte der gebürtige Franzose Jacques Tourneur zu den besten Filmemachern des klassischen Hollywood. Die Liste seiner beeindruckenden Filme ist lang, und dazu gehört auch der Horrorfilm „Cat People“, den Tourneur 1942 für den Produzenten Val Lewton bei RKO drehte. Lewton und seine Mitarbeiter hatten ein Konzept entwickelt, das sich radikal von dem der Horrorfilme in den 1930er-Jahren unterschied: Statt auf Monstren à la Dracula setzte man lieber auf eine Aura des Unheimlichen und die von subtilen Licht- und Toneffekten stimulierte Imagination des Publikums. „Cat People“ erzählt die Geschichte der aus Serbien stammenden Modezeichnerin Irena (Simone Simon), die den Legenden ihrer Heimat Glauben schenkt, nach denen sie sich beim Austausch von Zärtlichkeiten oder aufwallender Eifersucht in einen Panther verwandeln könne. Der Beziehung zu ihrem frisch angetrauten Gatten ist dieser Gedanke wenig förderlich, vor allem aber sieht sich eine seiner Arbeitskolleginnen bald schon von einem seltsamen Schatten verfolgt: Alices (Jane Randolph) nächtlicher Heimweg sowie die Panik, die sie in einem einsamen Schwimmbecken angesichts hunderter tanzender Schatten und Lichtreflexe befällt, sind Musterbeispiele eines Terrors der Imagination. (OF, 29./30. 5., Filmkunst 66 1/2)

Beatboxing ist die Kunst, rhythmische, perkussionsähnliche Geräusche mit dem Mund zu erzeugen. Seit 2002 gibt es eine deutsche Meisterschaft rund um dieses Hiphop-Element, initiiert und moderiert vom Berliner Bee Low. In der Dokumentation „love, peace & beatbox“ porträtiert Regisseur Volker Meyer-Dabisch die Berliner Szene, die sich hier zum Wettstreit um das Goldene Mikrofon versammelt: Der deutsche Meister Mando und seine Kollegen wie DJ Mesia, Wetlipz und MC Pirat erzählen von ihrem Werdegang und präsentieren ihre Kunst auf humorvolle und auch selbstironische Weise. Dabei betonen sie vor allem das Gemeinschaftsgefühl der Szene, geben Workshops und erklären schon dem Nachwuchs im Kinderladen, wie Beatboxing richtig geht. Spaßig und sympathisch. (30. 5., Freiluftkino Cassiopeia) LARS PENNING