Mister Entertainment sammelt Fußballstadien

Der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener macht nicht nur Geschäfte mit der Arena Düsseldorf. Der Multifunktionär und Sport-Manager nutzt die Gunst der Stunde und zeigt Interesse, das umgebaute Leipziger WM-Stadion zu kaufen

DÜSSELDORF taz ■ Für die selbst ernannte Sportstadt Düsseldorf war es einer der seltenen Höhepunkte. Der FC Bayern gastierte in der neuen Arena am Rhein. Fußball-Drittligist Fortuna durfte die Münchner am Dienstagabend zu einem Rückrunden-Vorbereitungsspiel empfangen. Das TV übertrug live. Oberbürgermeister und Fortuna-Aufsichtsrat Joachim Erwin (CDU) ließ sich im DSF für die „modernste Arena Europas“ feiern und plapperte über die 1:5-Niederlage seines Clubs einfach hinweg.

Der zweite einflussreiche Sport-Mann in der NRW-Landeshauptstadt blieb allerdings im Hintergrund. Gerald Wagener, neuer mächtiger Mann rund um die Düsseldorfer LTU-Arena, scheut öffentliche Auftritte. Dabei gehört der 43-jährige Ex-Bobfahrer (angebliches Lebensmotto: „Geschäft und Spaß sind gute Kameraden“) längst zu den großen Kümmerern am Eventstandort Düsseldorf. Arena-Erbauer Walter Bau steckt in finanziellen Schwierigkeiten (taz berichtete) – Arena-Vermarkter Wagener geht es dagegen blendend. Als Hobby hält sich Wagener einen Basketball-Zweitligisten, die Magics Düsseldorf. Sein Geld verdient er jedoch im Sport- und Veranstaltungsmanagement. Seine Krefelder Firma Auric macht in Reitsport, Profi-Basketball und Stadion-Marketing – auch Düsseldorfs neues Hallenstadion soll die Agentur möglichst oft füllen.

Für das umstrittene Großstadion am Rhein holte Wagener vor einigen Tagen auch das spanische Unternehmen NH-Hoteles ins Boot. Die Spanier sollen das Arena-eigene Hotel betreiben. Als Vertreter der Pächtergesellschaft wickelten Gerald Wagener und sein finnischer Geschäftspartner Ahti Vilppula den Deal mit der Multifunktionsarena Düsseldorf Betriebs-GmbH ab. Zuvor hatte es Streit zwischen Wageners finnischen Partnern und der Stadt Düsseldorf um Nutzung und Betrieb des Arena-Hotels gegeben. Neben ungeklärten juristischen Fragen bemängelte Wagener im vergangenen Jahr auch die Bauausführung. „Die legen doch nicht zwei Millionen Pacht hin für eine Jugendherberge“, so Wageners damalige Kritik.

Während Wageners Düsseldorfer Arena-Geschäfte gerade erst anlaufen, plant der Krefelder offenbar schon den nächsten Coup. Nach Zeitungsberichten will Wagener dem abgestürzten Börsenstar und Münchner Filmhändler Michael Kölmel (Kinowelt) für 35 Millionen Euro das Leipziger Zentralstadion abkaufen. Das Risiko durch Mehrkosten und Fremdfinanzierung seien so groß geworden, „dass ich das Stadion an Gerald Wagener verkaufen werde“, wurde Kölmel zitiert. Wagener ist anscheinend bereit, diese Risiken zu tragen. In diesen Tagen sollen die Verhandlungen abgeschlossen werden. In der umgebauten Leipziger Arena sind fünf Spiele der Fußball WM 2006 angesetzt. Doch um den Umbau überhaupt fortsetzen zu können, braucht Leipzig einen solventen Besitzer.

In Düsseldorf wirkt Wagener im Hintergrund, in Sachsen hat er es schon zu Prominenz gebracht. Eine Leipziger Lokalzeitung schrieb unlängst über den reichen Wessi: „Gerald Wagener ist uns Leipzigern schon ganz nah. Wie anders wäre zu erklären, dass er seinen entzückenden Welpen ‚Ossy‘ getauft hat.“

MARTIN TEIGELER