Kommentar: frauenquote
: Genossen brauchen Druck

Wird der Kuchen kleiner, wachsen die männlichen Stücke. Die lächerlich geringe Frauenquote bei den SPD-Kandidaten zeigt, dass ohne Druck keine Frau in den Landtag kommt. Ohne Frauenquote verschwinden Frauen wieder auf den Hinterbänken, im Sekretärinnenzimmer oder verwesen als Karteileiche.

Obwohl die 40-Prozent-Quote für die Landesliste bisher immer eingehalten werden konnte, tut die Partei so, als hätte sie in den Kreisverbänden keine Frau finden können. Vielleicht hat in Hückelhoven nur der Dorfplatzwart Interesse gezeigt. Mit Sicherheit aber hätten sich alle Genossen um Frauen bemüht, wenn sie eine Quote zu erfüllen hätten. Dann wäre die Genossin schon früher mit zum Frühschoppen geladen worden, hätte sich der traditionelle Männerzirkel für sie geöffnet.

Frauenförderung passiert nie von selbst. Als die Grünen in den bayerischen Landtag mit ihrer 50-Prozent-Quote einzogen, verdoppelte selbst die CSU bei der nächsten Wahl ihren Frauenanteil von sieben auf 14 Prozent. Die Unterstellung, Frauen hätten kein Interesse, ist lächerlich: In Ostwestfalen-Lippe ist die Hälfte aller SPD-Nominierten weiblich, im märkischen und im Ennepe-Ruhr-Kreis sind hingegen alle Plätze an Männer vergeben. Schwer vorstellbar, dass hier die Frauen lieber zu Hause bei Windelkind und Moulinette bleiben wollen. ANNIKA JOERES