Ruhrgebiet braucht mehr Yacht-Eigner

Die Bilanzpressekonferenz der Ruhrgebietsregion Ost über Verwendung der europäischen Ziel 2-Fördermittel machte deutlich, wo die Zukunft des Reviers liegen soll: Am Wasser. Neue Zusagen der EU über Fördermittel gab es nicht

DORTMUND taz ■ Der Strukturwandel im Ruhrgebiet drückt sich zukünftig durch die Art und Größe der Yachthäfen in seinen Städten aus. Das ist das Ergebnis der Pressekonferenz zur Zwischenbilanz bei der Verwendung der Ziel 2 -Fördermittel. Mit diesem europäischen Fördergeld soll das Ruhrgebiet wirtschaftlich den Anschluss an andere Regionen in der EU schaffen, die besser dastehen. Bis zum ersten Dezember vergangenen Jahres hat die EU den Ziel 2-Fördergebieten rund 1,1 Milliarden Euro bewilligt, die durch Landesverpflichtungen zu Investitionen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro führten. Und zu Yachthäfen.

Gestern nahm Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) von NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) zwei Förderbescheide in Gesamthöhe von 33,85 Millionen Euro entgegen – für das ehemalige Hoesch-Phoenix-Gelände, das sich vom Stahlkochgelände zu einem Standort für neue Technologien und Wohnen am Wasser entwickeln soll. Mit Yachthafen. Denn die Dortmunder wollen auf dem Gelände in Hörde nicht nur an der Emscher wohnen, sondern 24 Hektar des 200 Hektar-Geländes fluten, damit der zukünftige Dortmunder Softwareingenieur da wo er wohnt und arbeitet auch segeln kann.

Da im strukturgewandelten Ruhrgebiet der segelnde Ingenieur ein rares Gut ist, hat aber nicht nur Dortmund große Pläne, sondern auch Hamm, der Kreis Unna und Duisburg. In Bergkamen-Rünthe, Kreis Unna, gibt es schon eine Marina und Thomas Hunsteger-Petermann, CDU-Oberbürgermeister von Hamm nutzte die gestrige Veranstaltung um vom Wirtschaftsminister Fördergelder für das Projekt Lippesee einzufordern. Dort soll neben Wohnungen am Wasser auch ein Sportboothafen entstehen. „Dass wir das Venedig des Westens werden könnten, ist ja auch keine schlechte Vorstellung“, sagte Schartau dazu. Und Europaminister Wolfram Kuschke ergänzte, „die Vision von einem Venedig Nordeuropas ist ja nicht schlecht, wenn dort auch Arbeitsplätze entstehen“.

Insgesamt hat die Ziel 2 -Förderung in NRW bis 95.000 Arbeitsplätze neu geschaffen oder erhalten. EU-Generaldirektor für Regionalpolitik, José Palma Andres konnte gestern keine Zusagen über weiterführende Fördermittel nach dem Ende der Ziel 2 Förderungen im Jahr 2006 geben. Wenigstens versprach Reiner Wechsung, Geschäftsführer der Dortmunder Microparts GmbH, den Dortmundern zusätzliche Investitionen von 100 Millionen Euro „in den nächsten Jahren“. Zudem werde seine Firma, die Marktführer in der Mikrosystemtechnik ist, jedes Jahr 50 Menschen zusätzlich einstellen, sagt Wechsung. Microparts vielversprechendste Technologie löst übrigens Wasser in Luft auf: Ihr neuer Zerstäuber soll vor allem Asthmatikern das Leben erleichtern und auf Treibhausgase verzichten helfen. KOK