Tageseinnahmen im Kühlschrank versteckt

Die Ex-Kassenleiterin der Glocke ist angeklagt, weil sie vor mehr als drei Jahren 80.000 Mark veruntreut haben soll

Bremen taz ■ In der Kasse der Glocke fehlen mehr als 80.000 Mark – und das seit mehr als dreieinhalb Jahren. Der Verbleib des Geldes ist dabei ebenso ungeklärt wie die Frage, wer es sich genommen hat. Vor dem Bremer Amtsgericht angeklagt ist seit gestern die ehemalige Kassenleiterin des Ticketverkaufs in der Glocke Veranstaltungs GmbH, Heike Z.

Ihr wird vorgeworfen, im Juni 2001 drei Geldbomben, die insgesamt rund 77.000 Mark enthielten, nicht bei der Sparkasse Bremen abgeliefert zu haben. Außerdem soll die 47-Jährige mehr als 3.800 Mark an Tageseinnahmen aus einem Briefumschlag veruntreut und für sich verbraucht haben.

Die Angeklagte stritt gestern alle Vorwürfe rigoros ab: „Es ist alles ordnungsgemäß abgelaufen.“ Bei der Bank hingegen sei das Geld „definitiv“ nie eingegangen – behaupten zumindest deren Mitarbeiter. Sie werden jedoch erst in der kommenden Woche vor Gericht gehört.

Dass es in den Kassenräumen des Konzerthauses teilweise „recht chaotisch“ zuging, bestritten gestern weder die Angeklagte selbst noch eine ihrer beiden Kolleginnen aus dem Ticketverkauf, die als Zeuginnen geladen waren. Sie sei „völlig überlastet“ gewesen, rechtfertigte sich Heike Z. aufgewühlt. Monatelang habe sie sich deshalb „vollkommen geweigert“, überhaupt Geld auf der Bank einzuzahlen. Rund 600.000 Mark hätten sich deshalb in ihrem Tresor gestapelt. Wer den Schlüssel dafür besaß – das wusste selbst Teamchefin Heike Z. nicht genau.

Doch nicht nur der Tresor der Glocke beherbergte die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten: War Heike Z. gerade einmal nicht da, wies sie ihre MitarbeiterInnen an, die Einnahmen in einem Kühlschrank zu deponieren. An ihm hat sich jeder Angestellte der Glocke bedienen können. Ilona Schmiel, ehemals Geschäftsführerin der Glocke, will von derlei Praktiken aber ebenso wenig gewusst haben wie von einem überquellenden Tresor. Sie hält die Angeklagte für schuldig – daraus machte sie gestern wenig Hehl. Auch Z.s Behauptung, sie habe den mit 3.800 Mark gefüllten Briefumschlag lediglich auf ihrem Schreibtisch „vergessen“, hält Schmiel für „völlig absurd“.

Die Ticketverkäuferin ihrerseits bezichtigt eine Ex-Kollegin, an anderer Stelle Geld geklaut zu haben. Um diese auf frischer Tat ertappen zu können, fälschte Heike Z. persönlich die Abrechnungen mit den Konzertveranstaltern. Sie habe „Zeit gewinnen“ und vor ihrer Chefin nicht als „Versagerin“ da stehen wollen, begründete sie gestern. Der Plan scheiterte, der Verdacht fiel auf Heike Z. Die beschuldigte Kollegin indes ist anschließend spurlos verschwunden. In der kommenden Woche soll sie vor Gericht aussagen. mnz