Ugandas singender Möchtegerngeneral

Taban Amin, Sohn des berüchtigten ugandischen Diktators Idi Amin, profiliert sich in seinem Heimatland als Allrounder

An Idi Amin erinnern sich die Ugander gar nicht gern: 500.000 Tote forderte die Gewaltherrschaft des Diktators 1971–79. Aber anderthalb Jahre nach Idi Amins Tod im saudischen Exil macht ein Amin wieder Schlagzeilen in Uganda. Taban Amin, ein Sohn des Verstorbenen, drängt in Politik, Militär und Showbusiness und sorgt für heillose Verwirrung.

Er sei „Vizedirektor für Sonderoperationen“ in der Antiterrorabteilung des Inlandsgeheimdienstes, behauptete Taban Amin Anfang der Woche im Radio. „Der arme Mann redet Unsinn“, sagte ein Armeesprecher dazu. Dummerweise sagte ein Geheimdienstchef das Gegenteil: „Wir zahlen ihm Gehalt und geben ihm ein Auto“, bestätigte er und berief sich auf eine präsidiale Instruktion.

Ob die echt ist, blieb unklar, aber triumphierend legte Taban Amin am Mittwoch mit der Behauptung nach, er sei General. Kongos toter Expräsident Laurent Kabila habe ihm diesen Titel verliehen, und der gelte auch in Uganda. „Ich bin auch Pilot“, so Amin. „Ich kann Migs und Antonows fliegen.“

Das Problem für Ugandas Regierung ist, dass Taban Amins Behauptungen nicht völlig falsch sind. Jahrelang führte er eine bewaffnete Rebellion gegen Ugandas Präsidenten Yoweri Museveni – und seit diese Rebellion 2003 zu Ende ging, hat er als Exführer Anspruch auf einen hohen Armeeposten.

Die kongolesische Verbindung ist da sehr praktisch. Wie die gesamte Familie Idi Amins lebte Taban seit dem Sturz des Diktators 1979 im Exil, vor allem im Sudan. 1998, als die Demokratische Republik Kongo unter Kabila in den Krieg schlitterte und Uganda zusammen mit Ruanda kongolesische Rebellen unterstützte, war Amin einer von vielen dubiosen Warlords, die Kabila zu Hilfe eilten: Aus Sudan flog er mit 600 arbeitslosen Guerillakämpfern nach Kongo. Die Truppe, genannt „West Nile Bank Front“ (WNBF), sollte in der ugandischen Heimat der Familie Amin einen Guerillakrieg führen. Amin selbst wohnte in der leeren ugandischen Botschaft in Kongos Hauptstadt Kinshasa.

Die WNBF trat auf dem Schlachtfeld nie in Erscheinung und wurde 2003 aufgelöst, als der Kongokrieg zu Ende ging. Amin kehrte nach Uganda zurück, präsentierte sich als geläutert und gründete die Band „Bona Boys“, die zur Begeisterung der Ugander kongolesische Musik in das Nachtleben Kampalas einführte.

„Wie sein Vater liebt Taban Tanz, Musik und Ziegenfleisch“, lobte eine Zeitung und spekulierte, der Diktatorensohn wolle sich beliebt machen, um 2006 zu den Parlamentswahlen anzutreten. Auch diese Ambition hat Taban Amin übrigens inzwischen verkündet – er will den Heimatwahlkreis seines Vaters gewinnen. Und falls weder Parlament noch Armee oder Geheimdienst klappen, sichert er sich bereits anderweitig ab: Kongos Regierung, behauptet die aufgelöste WNBF, schuldet den Amin-Kämpfern 9 Millionen US-Dollar.DOMINIC JOHNSON