Bush will die ganze Welt befreien

Zur Einführung in seine zweite Amtszeit als US-Präsident betont George W. Bush „amerikanische Freiheit“. Höchster Alarm in Washington, Terrorwarnung in Boston

BERLIN/WASHINGTON taz/dpa ■ Die Antrittsrede, die US-Präsident George W. Bush gestern vor großer Kulisse in Washington hielt, hatte ein großes Thema: Freiheit. Die will der US-Präsident allen auf der Welt bringen, die noch unter Unterdrückung leiden. „Wir werden mit Nachdruck jeden Herrscher und jede Nation vor die Wahl stellen: die moralische Wahl zwischen Unterdrückung, die immer falsch ist, und Freiheit, die ewig richtig ist.“ Bush kündigte an, ein „Feuer in den Köpfen der Menschen“ entzünden zu wollen, das jene wärmen werde, die die Freiheit liebten, und jene verbrennen werde, die sie unterdrücken.

„Wir akzeptieren die Existenz ständiger Tyrannei nicht, weil wir die Möglichkeit ständiger Sklaverei auch nicht akzeptieren“, sagte Bush. Diese Aufgabe sei aber nicht vorrangig mit Waffengewalt zu lösen, auch wenn die USA bereit seien, sich selbst und ihre Freunde mit Waffengewalt zu verteidigen. Die US-Regierung werde andere Regierungen zu Reformen ermutigen, indem sie klarstelle, dass ein gutes Verhältnis zu den USA von einer anständigen Behandlung der eigenen Bevölkerung abhänge.

Bushs knapp 20-minütige Rede, gespickt mit Bibelzitaten, erinnerte mehr an eine Predigt – Bush schaffte es, kein einziges Thema seiner kommenden Agenda konkret beim Namen zu nennen. Seine Pläne zu umfassenden Reformen der sozialen Sicherheitssysteme, insbesondere der Privatisierung der Rentenversicherung, verbrämte der wiedergewählte 43. Präsident damit, die Bürger würden darauf vorbereitet werden, was soziale Sicherheit in einem freien Land bedeute.

Washington lag unter einer Schneedecke mit Temperaturen unter null, mit tausenden Soldaten und Polizisten auf den komplett abgesperrten Straßen des Regierungsviertels. Auf den Dächern zwischen dem Kapitol und dem Weißen Haus waren Scharfschützen in Position. Zehntausende von Gegendemonstranten hatten sich unter Spruchbändern, die Bush als „Kriegsverbrecher“ bezeichneten, außerhalb der Absperrungen eingefunden.

Nach einer bizarren Terrordrohung lief unmittelbar vor der Amtseinführung eine Großfahndung nach zwei Irakern und vier Chinesen an. Die Männer sollen gedroht haben, in Boston eine Atombombe zu zünden, berichtete die Polizei. Ein anonymer Anrufer hatte die Polizei in Kalifornien alarmiert. Er habe die Männer über die mexikanische Grenze geschmuggelt. Sie hätten ihm gesagt, sie wollten mit radioaktivem Material über New York nach Boston reisen. PKT