„Kein Abend mit Seufzer“

Labskausromantik gegen Ästhetisierungswahn. Gegen Bohlens, Klums und gegen die Superlative

■ ist Lyrikerin in Hamburg. Hat in diversen Anthologien veröffentlicht. Daneben fotografiert sie. Foto: Privat

taz: Wieso brauchen wir mehr Labskausromantik, Frau Finger?

Anja Finger: Wir wollten einen Titel für die Lesung, der etwas handfester ist. Labskaus ist so ein traditionelles norddeutsches Gericht, das nicht unbedingt schön für das Auge ist, sich aber doch durchgesetzt hat. Ich fand das ganz passend zu unseren Texten und dieser Haltung: schöner, weiter, besser und alles super.

Die Lesung von Matthias von Schramm und Ihnen richtet sich gegen die Ästhetisierungsgesellschaft. Nun lesen zumindest Sie Gedichte – die ästhetische Textform schlechthin.

Unsere Texte sind nicht besonders gefällig vom Inhalt her. Und wir haben kleine Elemente wie Spieluhren drin und ich habe eine Affenmaske – es soll eben kein Abend werden mit stillem Wasser und hier und da einem Seufzer.

Sondern?

Die Texte sind ganz bewusst schräg und krumm. Wir haben auch Musik dabei, eine Band mit drei Leuten, die recht lustige Musik machen. Und es soll in die Richtung gehen, das ganze schöne Glatte zu hinterfragen.

In der Ankündigung heißt es: „Gegen die Klums, Bohlens und next Uri Gellers“. Klum und Bohlen versteht man sofort, aber was spricht gegen Uri Geller?

Es ging um diese Shows. Der nächste Uri Geller wird eben auch gesucht und das scheint mir ein sonderbares Modell zu sein. Wir suchen den Superstar, die Supermodels und nun auch noch den Superzauberer.INTERVIEW: GRÄ

Lesung mit Musik, 21 Uhr, Pony Bar