Humana-Anwälte wollen klagen

BIELEFELD dpa/taz ■ Im Fall Humana um fehlerhafte Babynahrung rückt nun auch ein Lebensmittellabor in Schleswig-Holstein ins Visier der Staatsanwaltschaft. Ein Sachverständiger prüfe, inwieweit mögliche fehlerhafte Analysen des Labors Auswirkungen auf ein Ermittlungsverfahren gegen vier frühere Humana-Mitarbeiter haben könnten, sagte der Sprecher der Bielefelder Staatsanwaltschaft, Reinhard Baumgart, am Freitag und bestätigte entsprechende Zeitungsberichte.

Im Herbst 2003 waren in Israel zwei Säuglinge gestorben und mehrere Kleinkinder erkrankt, nachdem sie mit von Humana hergestellter Babynahrung gefüttert worden waren. Humana und sein israelisches Partnerunternehmen Remedia hatten daraufhin eingeräumt, dass die Nahrung zu wenig Vitamin B 1 enthalten hatte. Im vergangenen Sommer hatte sich Humana zur Zahlung von Entschädigungen bereit erklärt.

Nach einem Bericht der Neuen Westfälischen wollen die Humana-Anwälte eine Schadensersatzklage gegen die frühere Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) einreichen, die bis Ende 2001 zur Kieler Landwirtschaftskammer gehörte. Auch gegen das Nachfolgelabor, das den Angaben zufolge einem süddeutschen Unternehmen gehört, soll eine Klage in Vorbereitung sein. Beide Labore hatten die Produkte des Herforder Babynahrungshersteller getestet. Die Kieler Analysen sollen wegen einer umstrittenen Messmethode falsche Werte erbracht haben, weswegen mehrere Humana-Mitarbeiter zu dem Trugschluss gekommen seien, eine Zugabe von Vitamin B 1 sei nicht mehr erforderlich. Humana selber lehnte am Freitag eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Ob ein möglicher zivilrechtlicher Streit zwischen Humana und den Lebensmittellaboren um Schadensersatz auch in strafrechtlicher Hinsicht bedeutsam sei, stehe aber derzeit noch nicht fest, betonte Staatsanwalt Baumgart: „Das überprüfen wir. Entsprechende Ermittlungen sind eingeleitet.“ Die Anklagebehörde ermittelt seit mehr als einem Jahr gegen vier frühere leitende Humana-Mitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Nach Bekanntwerden des Falls hatte Humana sie für das fehlerhafte Produkt verantwortlich gemacht und entlassen. Wegen des Babymilch-Skandals soll Humana im vergangenen Jahr seine Lieferanten um einen Solidarbeitrag gebeten haben.