Wenn die Muse chronisch wird

Das Hannoveraner Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin erforscht und behandelt Musikerkrankheiten – als weltweit einzige Spezialeinrichtung

Professionelle Pianisten, Geiger, Schlagzeuger und andere Musiker muten ihrem Körper einiges zu. Durch das tägliche Proben und die langen Konzert laufen sie Gefahr, sich spezifische Erkrankungen zuzuziehen.

Der Musikerkörper befindet sich häufig an der Grenze seiner biomechanischen Möglichkeiten. Ganz wie im Leistungssport klagt deshalb ein Großteil der MusikerInnen über Schmerzen in Rücken, Schultern, Händen und anderen Gliedmaßen. Das Hannoveraner Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin widmet sich diesem Problemfeld auf mehreren Ebenen: Grundlagenforschung, klinisch angewandte Forschung und Prävention in einer eigenen Spezialambulanz. Weltweit ist ein solches Institut einzigartig.

Direktor Eckart Altenmüller ist nicht nur Neurologe, sondern kennt seinen Forschungsgegenstand als ausgebildeter Flötist auch aus praktischer Erfahrung. Er untersucht beispielsweise die Kommunikation zwischen der Motorischen- und der Hörrinde des Gehirns während des Erlernens und Übens eines Instruments. Außerdem geht man in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts der Frage nach, mit welchen Emotionen und physiologischen Vorgängen das Hören von Musik verbunden ist – kaum etwas ist hirntechnisch komplizierter, als Musik wahrzunehmen, sagen die Wissenschaftler.

In der klinisch angewandten Forschung beschäftigt sich Hans-Christian Jabusch mit der so genannten fokalen Dystonie, einer Störung der feinmotorischen Kontrolle, die bei etwa einem Prozent der Musiker auftritt. In der Spezialambulanz liegt das Hauptaugenmerk nicht auf dem Verschreiben von Medikamenten, sondern auf Prävention. Die Musiker sollen lernen, wie sie ihre Beschwerden durch entlastende Übestrategien abmildern oder von vornherein verhindern können. Hierzu bietet das Institut als Teil der Hochschule für Musik und Theater auch etliche Lehrveranstaltungen an. HH

Weitere Informationen: www.immm.hmt-hannover.de