Hohe Verluste bei der HypoVereinsbank

Wegen neuerlicher Abschreibung ihrer Immobilien macht Deutschlands zweitgrößte Bank 2004 Milliardenverluste. Erste Auswirkungen des neuen Anlegerschutzes

BERLIN taz ■ Stramme Wertberichtigungen bei der HypoVereinsbank: Wie schon in den beiden vergangenen Geschäftsjahren wird die Münchener Großbank auch 2004 milliardenhaft ins Minus rutschen. Grund dafür sind 2,5 Milliarden Euro schwere Abschreibungen auf Immobilienkredite. „Wir wollen uns jetzt von den alten Immobiliengeschäften trennen“, erklärte Knut Hansen, Sprecher der HypoVereinsbank. Dazu müsse man die Objekte „verkaufsfähig“ machen. Bedeutet: sie „bis auf Marktbedingungen abschreiben“. Diese Sonderwertberichtigung wird im Konzernabschluss 2004 eingehen. Wie viele Milliarden es sein werden, ist noch nicht bekannt. „Schuld“ an dem Dilemma ist mal wieder der Osten: Nach Expertenschätzung flossen etwa 80 Milliarden Mark in Ostimmobilien. Großzügige Steuergeschenke der Regierung vermittelten vielen „West“-Anlegern den Eindruck einer Gelddruckmaschine. Kalkulationsfehler, unseriöse Praktiken und Immobilienflaute ließen dieses Kartenhaus zusammenbrechen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorstandsbeschlusses war gestern die Aktie vom Börsenhandel ausgeschlossen worden. Was früher ein Zeichen wirklich schwerer Eruptionen war, könnte in Zukunft häufiger auftreten: Der Bundestag hat im Herbst ein „Anlegerschutzverbesserungsgesetz“ verabschiedet, dass börsennotierte Unternehmen an andere Mitteilungspflichten bindet. Wurden Hiobsbotschaften früher erst nach Börsenschluss veröffentlicht, muss dies heute direkt nach Beschluss geschehen. Ein Aussetzen des Handels soll dann alle Marktteilnehmern gleiche Bewertungsmöglichkeiten einräumen. Die Anleger fanden an der Meldung gestern nichts Katastrophales: Das Papier lag leicht im Plus. NICK REIMER