Angela Merkels dritte Wahl: Norbert Röttgen

Der aus Siegburg stammende Rechtsanwalt Norbert Röttgen soll neuer parlamentarischer Geschäftsführer derUnions-Bundestagsfraktion werden. Vor den Landtagswahlen will CDU-Chefin Merkel die NRW-Landesgruppe stärken

„Das ist mein Wunschkandidat“: CDU-Chefin Angela Merkel macht sich für den Siegburger Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen stark. Der 39-jährige Jurist soll dem Baden-Württemberger Volker Kauder nachfolgen und parlamentarischer Geschäftsführer werden. Schon morgen, nach der als sicher geltenden Bestätigung Kauders als CDU-Generalsekretär, könne die Fraktion Röttgen wählen, streuen führende Christdemokraten in Berlin.

Röttgens größte Qualifikation ist seine Herkunft. Vor den auch für sie selbst entscheidenden Landtagswahlen im größten Bundesland will Merkel die nordrhein-westfälische CDU-Landesgruppe stärken. Die verfügt innerhalb der Bundestagsfraktion zwar über mehr Abgeordnete als die Schwesterpartei CSU, gilt aber durch den Abgang des Wirtschaftsexperten Friedrich Merz wie durch den nach der RWE-Filzaffäre erzwungenen Rücktritt des Generalsekretärs Laurenz Meyer als geschwächt. Im Gespräch waren deshalb zunächst der Wuppertaler Peter Hinze und der Bochumer Norbert Lammert. Doch Ex-General Hinze gilt wegen seiner Nähe zu Helmut Kohl als belastet, und Lammert, amtierender Chef der NRW-Landesgruppe, signalisierte schlicht kein Interesse.

Nun soll Röttgen, seit 2000 Lammerts Stellvertreter, die Arbeit der Fraktion koordinieren. Der Rechtsanwalt, der trotz seines Mandats weiter für die Kölner Kanzlei Leinen&Derichs arbeitet, gilt als politisch erfahren: Schon mit 17 trat er in die CDU ein, war von 1992 bis 1996 Landesvorsitzender der Jungen Union NRW. 1994 als 29-Jähriger in den Bundestag gewählt, ist Röttgen seit 2002 rechtspolitischer Sprecher der Fraktion – und gab oft den konservativen Hardliner. Der Christdemokrat will DNA-Analysen zum Standardwerkzeug der Polizei machen, das Abhören von Wohnungen erleichtern. Durch die rot-grüne Bundesregierung werde „der Schutz der Privatsphäre hochgefährlicher Schwerstkrimineller und auch Terroristen höher bewertet als der Schutz der Bevölkerung“, ätzte er noch im September.

Auch in der Frage von Adoptionen durch schwule und lesbische Paare fährt Röttgen die stramm-konservative Linie, sieht „das Kindeswohl“ gefährdet – durch Polemik hat sich der verheiratete Vater dreier Kinder für sein Amt qualifiziert. So will Röttgen selbst Graffitis als Sachbeschädigung im Strafgesetzbuch sehen – und klagt über „rot-grüne Handlungsunfähigkeit“.

ANDREAS WYPUTTA

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