„Ausbildung muss Vorrang haben“

Jugendsozialarbeiter Radoslav Veljovic befürchtet, dass Ein-Euro-Jobs für Jugendliche mit Migrationshintergrund zur Sackgasse werden. Gut findet er, dass durch Hartz IV alle arbeitslosen Jugendlichen zum ersten Mal erfasst werden

taz: In der Harz IV-Gesetzgebung kommen MigrantInnen als Gruppe nicht vor, ist das richtig?Radoslav Veljovic: Ich finde daran nichts Schlimmes. Es ist gut, dass sie gleich behandelt werden mit den Deutschen. Ich halte auch nichts von Weiterbildungen, wo jugendliche Migranten unter sich bleiben.

Trifft aber Hartz IV MigrantInnen nicht besonders?

Die Arbeitslosigkeit von MigrantInnen ist doppelt so hoch wie bei den Deutschen, sie sind schon von daher stärker von Hartz IV berührt. Für schlecht ausgebildete Jugendliche sehe ich noch die besondere Gefahr, dass die Arbeitsgelegenheiten sie in eine ewige Schleife bringen, aus der sie nicht mehr herauskommen.

Für die unter 25-Jährigen sind doch auch berufsbildende Maßnahmen, wie das Nachholen des Hauptschulabschlusses, vorgesehen.

Natürlich. Es besteht aber die Gefahr, dass das Geld für Weiterbildung mehr in die so genannten Ein-Euro-Jobs investiert wird als in andere Maßnahmen, weil sie billiger sind. Innerhalb einer Arbeitsgelegenheit sind nur 20 Prozent Weiterbildung vorgesehen. Das ist zu wenig. Bei den Jugendlichen muss es heißen: Eine Ausbildung hat Priorität.

Haben MigrantInnen auch Chancen durch Hartz?

Es ist sehr gut, dass die Jugendlichen endlich einmal erfasst werden. Bisher verschwand ein Drittel der jungen MigrantInnen beim Übergang von Schule zu Beruf einfach aus der Statistik, sie schlugen sich irgendwie durchs Leben. Wenn sie allerdings das Angebot des Fallmanagers nicht annehmen, fliegen sie aus der Statistik wieder heraus.

Es wird immer wieder davon gesprochen, dass Fallmanager interkulturelle Kompetenz brauchen, um an die Jugendlichen heranzukommen.

Für mich heißt das, Fallmanager sollten mehr Empathie für die Jugendlichen mitbringen, sich mehr für ihren Hintergrund interessieren, mehr nicht.

INTERVIEW: N. WIESMANN