Weltmeisterschaft soll bis ins All leuchten

Bei der WM 2006 soll nicht allein der Fußball über das Image der Region entscheiden. Studierende der Dortmunder Uni haben ein Konzept entworfen, wie die 7.000 Journalisten aus aller Welt im Ruhrgebiet vergnügt werden können

RUHR taz ■ Fünf Studierende der Wirtschaftsschulen für Hotellerie und Gastronomie in Dortmund wollen der Stadt bei der Betreuung der Fußball-WM-Journalisten unter die Arme greifen. „Es kann schließlich nicht so laufen, wie zur WM 1974“, stellte Student Tobias Wegmann vergangene Woche fest, als er zusammen mit seinen Kommilitonen das Konzept präsentierte. Damals, vor 30 Jahren, zählte eine organisierte Grillparty im Sauerland zu den Höhepunkten der WM-Medienbetreuung außerhalb des Stadions.

„So nicht, wir müssen die Region besser präsentieren“, sagten sich die fünf Gastro-Profis und boten dem Dortmunder WM-Beauftragten Gerd Kolbe vor rund einem halben Jahr im Rahmen einer Examensarbeit ihre Hilfe an. Die kann der erklärte Fußballfan und langjährige Pressesprecher der Stadt gut gebrauchen: Dortmund erwartet 2006 bis zu 7.000 Meinungsmacher aus aller Welt. Sie alle werden aus dem in Dortmund angesiedelten FIFA-Medienzentrum-West berichten. Und bis zu sechs Wochen Quartier beziehen. „Ein PR-Potenzial für die ganze Region“, sagt Kolbe. Eines, das die FIFA mit 200 Millionen Euro beziffert. Wenn denn der geschäftige Multimedia-Gast insgesamt auch zufrieden ist.

Die Studenten sind Profis was Gäste angeht: „Wohlfühlen, Event, Wir-Gefühl und Veranstaltungs-Häppchen“, lautet ihr Gegenentwurf zur Grillparty. Ihr PR-Motto für 2006: „Entscheidend ist nicht auf dem Platz.“ Heißt soviel wie: „Entscheidend ist, wie die Journalisten das Ruhrgebiet wahrnehmen.“ Und die Wahrnehmung lässt sich prima per Reisebus am Imageproblem der Region vorbei lenken. „Wir müssen den Blick auf die schönen Seiten lenken“, erklärt Studentin Tenay Urucoglu. Mindestens zehn Prozent der Medienvertreter würden schließlich auch über Land und Leute berichten.

Nach dem Konzept des fünf-köpfigen Teams könnte es 2006 so aussehen: Mehrsprachig geschulte Hostessen empfangen die Journalisten in der Medienlounge, drücken ihnen einen digitalen Begleiter oder auch ein Schlemmerheft in die Hand, informieren über kulturelle oder sportliche Angebote in der Nähe und führen die Gäste zum Bus. Der fährt zum „Carnival on Ice“ auf der Zeche Zollverein oder zum „multimedialen Kunstevent“ an der Villa Hügel. Wenn es besonders gut läuft, „und alle Bürger der Region an einem Strang ziehen, dann gibt es einen Höhepunkt, an dem kein Berichterstatter vorbei kommt.“ Geplant ist ein „überweltliches Lichtsignal“ aus Millionen Kerzen in der Form eines Fußballs. Leuchtkraft bis ins All, PR-Futter für die Satelliten.

Der Kostenpunkt der Medienbetreuung wird von den Studierenden auf etwa 800.000 Euro geschätzt. „Ohne gezieltes Sponsoring läuft da natürlich nichts“, sagt Tobias Wegmann. Die Industrie- und Handelskammer sei diesbezüglich aber bereits gebrieft.

Der WM-Beauftragte Gerd Kolbe zeigte sich von Präsentation und Ideen beeindruckt, vor allem die Vision eines leuchtenden Fußballs macht ihm Freude: „Adi Preissler würde applaudieren.“

Was die Umsetzung der zahlreichen Ideen betrifft, lässt sich Kolbe nicht wirklich in die Karten schauen. Auf die Nachfrage, was finanziell verwirklicht werden könnte, sagt er: „Wir hoffen einen Rahmen zu finden, in dem wir die eine oder andere Idee für diese wichtige Medienbetreuung nutzen können.“ Zumindest über die Finanzierung der Ideengeber muss sich der WM-Beauftragte keine Sorgen machen – sie stellen ihr Konzept kostenlos zur Verfügung. ALEXANDRA TRUDSLEV