Die Hauptstadt geht gern am Krummstock

Hockey-Großkampftag im Horst-Korber-Zentrum, in dem mehrere Bundesligaspiele stattfinden. Rund 1.000 Zuschauer sind dabei. Berlin hat eine lange Hockey-Tradition, drei Olympiasiegerinnen kommen aus der Hauptstadt

Am Wochenende war der Berliner Hockey-Club (BHC) einer von zahlreichen Vereinen aus der Hauptstadt, die erstklassig am Krummstock gingen. Zehn Bundesligateams bei den Damen und Herren bündelten im Horst- Korber-Zentrum ihre Attraktivität, um das Fanpotenzial in der Stadt zu aktivieren. Dafür verzichteten einige Vereine sogar auf ihr Heimrecht, rund 1.000 Zuschauer waren dabei.

Würde Berlin in Pakistan oder Indien liegen, wo Hockey gigantische Stadien füllt, würden dem BHC wohl im Alleingang Zehntausende Herzen zufliegen. Obwohl mit Lichterfelde, Zehlendorf, Berliner SC oder SCC starke lokale Bundesliga-Konkurrenz entstanden ist, gilt der BHC, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, als Global Player im Konzert der Hockey-Größen. Immerhin stellt der Klub von der Wilskistraße mit Natascha Keller, Badri Latif und Louisa Walter drei leibhaftige Olympiasiegerinnen von Athen. In Tibor Weißenborn besitzt der Klub bei den Männern zudem eines der größten deutschen Talente, das bei Olympia 2004 bereits eine Bronzemedaille erspielte.

Nicht zu vergessen die glorreiche Keller-Vergangenheit. Bei dem Wort „Keller“ schlagen nicht nur hiesige Hockey-Herzen höher. Die Keller-Dynastie beim BHC hat Meilensteine im Deutschen Hockey-Bund gesetzt. Erwin Keller holte 1936 bei den Olympischen Spielen Silber, Sohn Carsten brachte es 1972 sogar zur Goldmedaille. Sein Filius Andreas wiederum triumphierte 1992 mit dem deutschen Olympia-Team. Und die oben erwähnte Natascha Keller, Heldin von Attika, ist Andreas’ Schwester.

„Ja, unsere Kellers“, entfährt es Hans Bastian mit nostalgischem Unterton. Superlative sind nicht die Sache des BHC-Vorsitzenden. „Wir sind eine beliebte Randsportart“, sagt er fast entschuldigend. Der Etat des rund 800 Mitglieder starken Clubs (wovon fast die Hälfte der Tennisabteilung angehört) liegt bei 50.000 Euro. „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“, seufzt Bastian, der gern mit Fernsehanstalten oder Großsponsoren ein dickes Marketingpaket schnüren würde. Doch gelten die Lotto-Gesellschaft und die Zuschussstelle des Senats neben „positiv Verrückten“ aus der Wirtschaft zu den VIP-Partnern des Vereins.

Dabei kann der 2. Vorsitzende die Erfolgsurkunden aus der ruhmreichen Clubhistorie kaum noch zählen. „Die Wände in unserer Geschäftsstelle sind voll davon“, erzählt Sigfried Köhler.

Als Säule des Erfolges gilt seit jeher die überragende Jugendarbeit an der Wilskistraße. Zu den Hoffnungsträgern für die Zukunft gehört auch ein Teen namens Felix Keller. Der 13-Jährige ist der Sohn von Andreas Keller. „Felix kommt so langsam in das Alter, in dem man um Deutsche Meisterschaften spielt“, betont BHC-Geschäftsführer Stefan Zipter. In den Ohren der Konkurrenz müssen diese Worte wie eine Drohung klingen.

JÜRGEN SCHULZ