Ferghanatal wird erneut Ziel von Terroranschlägen

USBEKISTAN Mindestens eine Person getötet und zahlreiche weitere verletzt. Urheberschaft unklar

BERLIN taz | Das Ferghanatal in Usbekistan ist wieder Ziel von Anschlägen geworden. Laut Angaben der usbekischen Staatsanwaltschaft soll sich am vergangenen Dienstag in der usbekischen Provinzstadt Andischan, wo am 13. Mai 2005 ein Volksaufstand blutig niedergeschlagen worden war, ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben. Dabei habe er einen Polizist getötet und weitere Zivilisten verletzt. In der Nacht zu Dienstag hätten am usbekischen Grenzposten Chanabad zu Kirgisien zwei bis drei Bewaffnete einen Polizeiposten mit Sprengsätzen und Schusswaffen angegriffen. Ein Polizist und ein Bewaffneter seien verletzt worden.

Bereits in der Nacht zum Dienstag bemerkten Bewohner in Andischan Detonationen in Chanabad. Ein Mitarbeiter eines Leichenschauhauses in Andischan erklärte der unabhängigen usbekischen Informationsseite uznews.net, dass 16 Tote nach den Anschlägen eingeliefert worden seien.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax benennt die Islamische Bewegung Usbekistan als mögliche Drahtzieherin der zwei Anschläge im Ferghanatal und bezieht sich auf eine ungenannte Quelle aus dem usbekischen Sicherheitsapparat. Die islamische Bewegung Usbekistan kämpft seit 1999 in Usbekistan gegen die usbekische Regierung unter Präsident Islam Karimow. Der taz liegt jedoch eine E-Mail vor, in der die Islamische Jihad Union (IJU), die eine Abspaltung der IMU sein soll, die Verantwortung für die jüngsten Anschläge übernimmt. Die Kämpfer hätten erfolgreich ihre Mission in Chanabad erfüllt, heißt es dort. Die Glaubwürdigkeit ist jedoch kaum nachprüfbar.

Die IJU tauchte erstmals bei Selbstmordanschlägen in Usbekistan 2004 auf. Auch damals übernahm die IJU in einer E-Mail die Verantwortung. Diesem Bekennerschreiben schenkten aber auch hochrangige usbekische Ermittler keinen Glauben. Beobachter, darunter auch der frühere britische Botschafter Craig Murray, sehen in der IJU dagegen ein Konstrukt des usbekischen Geheimdienstes.

Die jüngsten Anschläge in Usbekistan ereigneten sich wenige Stunden bevor der usbekische Präsident Islam Karimow zum Staatsbesuch nach Brasilien flog. Usbekistan gehört zu den weltweit brutalsten Diktaturen. Während Karimow in Lateinamerika weilt, ist der Minister für Staatssicherheit Rustam Inojatow der starke Mann in Taschkent. Aufgrund der Erkenntnis, die die usbekische Stasi Kontakte zur IJU hat, ist Inojatow auch in der Bundesrepublik ein willkommener Partner. Der Minister besuchte Deutschland im November letzten Jahres. MARCUS BENSMANN