Teil-Entschädigung für Lehman-Anleger

ANLEGERSCHUTZ Bis zu 80 Prozent will die Citibank Kunden zurückzahlen, denen sie Zertifikate der inzwischen insolventen US-Bank verkauft hat. Erfahrene Anleger, aber auch Kläger gehen leer aus

BERLIN taz | Die Proteste haben sich gelohnt, zumindest für einige Lehman-Geschädigte: Die Citibank bietet Kunden, denen sie Zertifikate der US-Bank verkauft hat, eine Entschädigung an. Man werde ihnen zwischen 30 und 80 Prozent ihres Verlustes ersetzen, verkündete Citibank-Chef Franz Josef Nick. In den Verbraucherministerien des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen begrüßte man die Entscheidung als „modellhaft“. Rechtsanwalt André Ehlers, der mehrere Lehman-Geschädigte vor Gericht vertritt, sprach von einem „Punktsieg“, war aber skeptisch, wie viele Anleger tatsächlich profitieren.

Das Angebot ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen der Citibank und der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (taz vom 19.5.). „Unser Ziel war es, Betroffenen schnell und transparent zu einer Zahlung zu verhelfen“, sagte Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller. Entschädigt wird nach einem Punktesystem, das sich am Alter und der Anlagestrategie des Kunden, dem Datum der Zeichnung, seinem bei der Citibank angelegten Vermögen und dem Anteil der Lehman-Zertifikate an seinem Depot orientiert. Wie viel sie bekommen können, können Geschädigte auf der Webseite der Verbraucherzentrale (www.vz-nrw.de) ausrechnen.

Nicht berücksichtigt wird, wer vor dem 1. Juni 2006 Lehman-Zertifikate gekauft oder schon seit Jahren Erfahrungen mit vergleichbaren Finanzprodukten gemacht hat. Ebenso, wer geklagt hat – auch wenn er dazu gezwungen war, um seine Ansprüche nicht zu verlieren.

Die Citibank rechnet mit Kosten von 27 Millionen Euro. Nach Ansicht von Anwalt Ehlers kann das nicht hinhauen: Der Schaden für die rund 40.000 Lehman-Käufer in Deutschland wird auf 750 Millionen Euro geschätzt, zwei Drittel davon sollen aufs Konto der Citibank gehen. Wenn das Institut allen Geschädigten im Schnitt 50 Prozent anbieten würde, bräuchte es zehnmal mehr Geld. „Es wird also selektiert“, fürchtet Ehlers. Die Schweizer UBS-Bank will rund 3.700 Lehman-Anlegern fast 100 Millionen Euro zahlen.

Ehlers rät Geschädigten, die 80 Prozent zurückbekämen, das Angebot anzunehmen. Für andere sei es womöglich besser zu klagen: „Das Angebot wird nicht aus Nächstenliebe entstanden sein“, sagte er. Offenbar sei der Citibank klar, dass sie „erhebliche Fehler“ bei der Beratung gemacht habe. BEATE WILLMS