Schießen ist gefährlich

Ein Testschießen der neuen NRW-Polizeiwaffe im Landtag wurde untersagt. Experte sieht Sicherheitsrisiko

DÜSSELDORF taz ■ Schüsse im Pressezentrum des Landtags, das ging Theo Schumacher dann doch zu weit. „Nein auch nicht mit Platzpatronen“, verbat sich der NRZ-Redakteur als Leiter der gestrigen Sitzung der Landespressekonferenz die angekündigte Vorführung einer Walther P99 – der Waffe, die schon bald die neue Dienstpistole der Polizei in Nordrhein-Westfalen werden soll.

Der fraktionslose Abgeordnete Jamal Karsli hatte geladen, um gemeinsam mit dem Gutachter Rolf Gminder vorzuführen, dass Innenminister Fritz Behrens (SPD) mit dem geplanten Kauf aus der Waffenschmiede von James Bond seine Beamten gefährde. „Es geht um Menschenleben“, verdeutlichte der aus den Reihen von Grünen und FDP verbannte Karsli den Ernst seines Anliegens. Mangels Feuererlaubnis mühte sich Gutachter Gminder in Trockenübungen: Er schraubte die Waffe auseinander, dann wieder zusammen und kam zu dem Fazit: „Aus der Waffe kann sich auch im teilzerlegten Zustand ein Schuss lösen. Jeder kennt Murphy‘s Law, ich warne davor, dass sich irgendwann ein Polizist verletzt.“

Rund 40.000 Waffen für die Polizei und weitere knapp 10.000 Exemplare für den Zoll möchte das NRW-Innenministerium ordern, um die veralteten Schießeisen seiner Sicherheitskräfte zu ersetzen. Zur Zeit liegt der 15-Millionen-Euro-Deal jedoch auf Eis: Nach einer Klage des Walther-Konkurrenten Heckler&Koch wegen Patentrechtsverletzungen hatte das Düsseldorfer Oberlandesgericht das Geschäft zunächst unterbunden (taz berichtete).

Bei aller Kritik am Walther-Modell beteuerte Gutachter Gminder, zufällig selbst jahrelang bei den Konkurrenten Mauser und Heckler&Koch beschäftigt, dass er keineswegs für ein bestimmtes Produkt Partei ergreifen wolle: „Ich möchte nur Gefahr abwenden. Mit Heckler&Koch habe ich keinerlei Kontakt mehr.“ KAN