Griff ins Steuer

Bernd Gäbler tritt als Leiter des Adolf Grimme Instituts zurück. Er ist mit seinen Modernisierungs-Plänen gescheitert. Nachfolger Kammann soll nun vieles besser, nicht unbedingt anders machen

VON HANNAH PILARCZYK

„Wenn man nicht mehr gewollt wird, sollte man lieber gleich gehen.“ Mit diesen Worten hat Bernd Gäbler seinen Rücktritt als Geschäftsführer des Adolf Grimme Institutes, das den wichtigsten deutschen Fernsehpreis verleiht, erklärt. Das klingt nach dem Ende einer unglücklichen Liebesbeziehung – was die Zusammenarbeit von Gäbler und der Gesellschafterversammlung des Institutes sicherlich auch war. Genauso ist es aber auch das Finale eines langwierigen Streits darüber, was preiswürdiges Fernsehen ist.

Als Journalist Gäbler (51) im Sommer 2001 an die Spitze des Instituts wechselte, war seine Person vor allem mit einem Anspruch verknüpft: der Modernisierung des Grimme Preises. Oft genug ging der an die üblichen Verdächtigen aus dem öffentlich-rechtlichen Geflecht. Gäbler stand dagegen für die Öffnung fürs Privatsenderliche. Preise für Viva-Moderatorin Charlotte Roche oder KiKa-Puppe Bernd, das Brot, waren Ausdruck dieses Kurswechsels. Der wird von der das Institut tragenden Gesellschafterversammlung aber schon länger nicht mehr geduldet. Dass Gäbler jetzt zurücktritt, ist deshalb auch ein Vorgriff auf einen bereits angekündigten Griff ins Steuer.

„Es ist völlig normal, dass mit Ablauf eines befristeten Vertrages ein Nachfolger gesucht wird“, sagt der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Ernst Küchler, zur Personalie Gäbler. Trotzdem bot man ihm zum Ende seiner ersten Amtszeit im Dezember 2004 einen Überbrückungsvertrag über ein halbes Jahr an. Nach längerem krankheitsbedingtem Ausfall schlug Gäbler mit seinem Rücktritt dieses Angebot nun aus – er weigere sich, einen „Knebelvertrag“ zu unterzeichnen.

Nachfolger wird nun Uwe Kammann, bisher Ressortleiter beim Fachdienst epd medien. Er wurde schon länger als Kandidat gehandelt, prompt steht Volker Lilienthal als dessen Nachfolger fest. „Kammann wird das Grimme Institut stabilisieren“, ist sich sein neuer Chef Küchler sicher. Zu einer möglichen neuen Ausrichtung des Instituts wollte sich Küchler nicht äußern. Kammann (56) solle das Institut nicht unbedingt anders, sondern besser leiten. Warum trotz eines Personalwechsels inhaltliche Kontinuität das Ziel ist, bleibt damit offen. Plausibler erscheint da Gäblers Behauptung, das „menschliche Verhältnis“ zwischen ihm und der Gesellschafterversammlung sei „zerrüttet“.