Opel erwartet Heiligen Geist

AUTOMARKT Die Verhandlungen über die Rettung von Opel dauerten am Freitagabend an. Magna legte neues Angebot vor. Bundesregierung wünschte Lösung vor GM-Insolvenz

Die Magma-Gruppe blieb als einziger Bieter im Rennen. Fiat war vorher ausgestiegen

VON HANNES KOCH

Den Durchbruch zur Rettung von Opel konnte die Bundesregierung am Freitag noch nicht erreichen. Bis Redaktionsschluss gab es keine Einigung in den Verhandlungen zwischen der Opel-Mutter General Motors (GM), dem potenziellen Investor Magna, der US-Regierung und der Bundesregierung. Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna legte aber ein neues Angebot zur Übernahme der europäischen GM-Werke vor.

Um 18 Uhr trafen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und weitere Minister im Bundeskanzleramt, um über den neuen Plan zu sprechen. Ob es am Abend zu einer grundsätzlichen Einigung auch mit den Vertretern der US-Administration kommen konnte, war offen.

Bis zum frühen Freitagnachmittag hatte die Bundesregierung versucht, den Druck auf GM und die US-Regierung zu verstärken. Pünktlich zum Morgenkaffee Washingtoner Zeit stellte Merkel in einem Interview klar, dass es auf keinen Fall einen Einstieg des deutschen Staates bei Opel geben werden. Die Regierung strebt die Gründung eines Treuhandunternehmens an, um die Autofabriken teilweise weiterzuführen. Merkels Sprecher Thomas Steg drohte damit, dass die Regierung nur dann am Freitagnachmittag zusammenkommen werde, wenn sich GM und Magna über die Kostenaufteilung geeinigt hätten. Mehr als 1,5 Milliarden Euro werde die Regierung nicht als Zwischenfinanzierung bereitstellen.

Zuvor hatten Vertreter von GM und Magna den ganzen Donnerstag und Freitagvormittag im Berliner Hotel Adlon darüber verhandelt, wer welche Kosten tragen solle. GM verlangte eine zusätzliche Finanzhilfe von 350 Millionen Euro. Alle Seiten pokerten. Die Bundesregierung saß dabei nicht unbedingt am längeren Hebel. Denn die Insolvenz von GM in den USA schien unmittelbar bevorzustehen. In den Verhandlungskreisen hörte man das Gerücht, möglicherweise wolle der Konzern bereits am Freitag Schutz vor seinen Gläubigern beantragen. Als weiterer Termin für die Insolvenz gilt der Montag der kommenden Woche. Dann läuft das Ultimatum aus, das die US-Regierung dem Unternehmen gestellt hat, um ein tragfähiges Konzept vorzulegen.

Ob die deutschen und europäischen GM-Werke sofort in die Insolvenz hineingerissen würden, blieb am Freitag unklar. Die deutschen Opel-Händler warnten jedenfalls davor, dass dann viele der Verkaufsfilialen nicht überleben könnten.

Von den ursprünglich vier interessierten Investoren verhandelte am Freitag nur noch Magna. Die österreichisch-kanadische Gruppe mit Unterstützung Russlands blieb als zunächst einziger Bieter im Rennen, nachdem Fiat-Chef Sergio Marchionne ausgestiegen war. Eine zusätzliche Forderung von GM nach mehreren hundert Millionen Euro Unterstützung erschien Marchionne offenbar zu hoch.