Einblick (82)

Annette von Speßhardt, Galeristin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Annette von Speßhardt: Auch auf die Gefahr hin, sein eigenes Pferd im Stall zu loben, ergriff mich dennoch in letzter Zeit am meisten Rebecca Raues Ausstellung in der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Zu Hause ist für die meisten Menschen sehr weit weg“. Ihre Erzählbilder, zwischen Zartheit und Entschlossenheit, ließen in ihrer vollen visuellen Poesie eine Saite in mir erklingen. So erfrischend anders wirken Raues voll sinnlicher Leichtigkeit lebendige Traumbilder. Meines Erachtens ist Berlins Ausstellungswelt noch immer von einer gewissen Post-MoMA-, Post-Flick-Erschlaffung geprägt. Nur die Berlinische Galerie in ihrer neuen Pracht bildet für mich einen Lichtblick, so bin ich gespannt auf kommende Ausstellungen.

Welches Konzert oder welchen Klub könntest du empfehlen? Geliebt habe ich die bisher in der kürzlich geschlossenen Location vom Cookies ausgerichtete klassisch angehauchte Yellow-Lounge. Ein Cross-over-Projekt mit New Yorker Vorbild, organisiert von Universal. Ein Flügel, eine berühmte Sopranistin auf einer Tanzfläche, auf der sonst Berlins Szene zu Elektro-Beats rockt. Gute Atmosphäre gepaart mit einem Hauch Intellekt erfährt man im allerdings recht „schwer betürten“ Münzclub. Last but not least öffnet das sensationelle Helsinki in Kürze wieder seine Tore, wird auch Zeit.

Welche Zeitschrift/welches Magazin, welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag? Monopol, Art und gerade zum zigsten Mal Süskinds „Parfüm“, was ja nun endlich verfilmt wird, hoffentlich mit guter Besetzung.

Welcher Gegenstand, welches Ereignis des Alltags macht dir momentan am meisten Freude? Die tägliche Zusammenarbeit mit meinen elf „Echolotern“, die mich inspirieren, ausfüllen, glücklich machen und manchmal auf die Palme bringen.